Eine Reise im Zeichen des Designs
Ein Destinationsreport von Jens Hoffmann.
Warum Helsinki im September passend zur Helsinki Design Week (HDW) am schönsten ist.
Ganz einfach, die HDW ist das wichtigste Design Event in den nordischen Ländern, passend dazu war der Hauptveranstaltungsort diesmal der schöne historische Hafenspeicher „L3“.
Das von Lars Sonck entworfene, denkmalgeschützte Lagerhaus befindet sich im Bezirk Jätkäsaari. Dieser trendige sich schnell entwickelnde Ort machte die an Design und Kultur reiche finnische Metropole zum “Place to be” für die gesamte Designwelt.
Finnisches Design ist praktisch, funktionell und ein weltweiter Exportschlager.
Wenn man etwas über Finnland und die Liebe seiner Bewohner zum Design erfahren möchte, bietet sich ein Besuch bei Marimekko an.
Gesagt, getan.
In der kleinen, stylischen Fabrik bemerkt man sofort die Schlichtheit, der Minimalismus und die Robustheit der Produkte. Die Firma Marimekko wurde im Jahr 1951 von Armi und Viljo Ratia gegründet.
Die Produkte und Läden zeichnen sich durch ein schlichtes Design aus. Besonderes Merkmal von Marimekko ist ein Jahr zu Jahr wechselndes -jedoch immer auf den gleichen Grundprinzipien basierendes Design, sowohl für Kleider als auch T-Shirts.
Die Designsprache der Finnen ist so erfolgreich, weil sie in der ganzen Welt verstanden wird und genau das verkörpert Marimekko.
Die Stoffe und Farben werden sparsam und intelligent eingesetzt. Die Kleider überzeugen durch Eleganz, sind dafür aber etwas kostspieliger.
Die Finnen lieben es ihre Wohnungen und Häuser mit schönem Interior und farbenfrohem Design zu schmücken.
Möglicherweise liegt das auch daran den langen, dunklen Monaten Paroli zu bieten und das eigene Heim für diese Zeit besonders schön herzurichten.
Sei’s drum umgeben vom Meer und schön eingerichtet sind die Wohnungen genussvolle „Design-Hideaways“ vor der Kälte.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotels befinden sich die Showrooms von Ivan Helsinki, Marimekko und vielen anderen Designern.
Ich beginne mit dem Showroom von „Ivana Helsinki“.
Das finnische Independent-Label kombiniert Kunst und Mode auf zauberhafte Weise. Ivana Helsinki nennt den neuen Stil „Fennofolk“. Die Kollektionen spiegeln ein Zusammenspiel aus slawischer Melancholie und skandinavischem Purismus.
Das Haus, in dem er sich der Showroom befindet ist eher unauffällig – wie viele Häuser der finnischen Hauptstadt – . Im Inneren aber findet man aufreizendes Design, knallige Farben, grossartige Schnitte und Muster.
Überhaupt gefällt mir die Architektur; ein exklusiver, eleganter schlichter Einrichtungstill. Eine aufgerissene Wand hinter der Kasse, ein Durcheinander von Farben und Stilrichtungen liessen mich verzücken.
Die Künstlerin und ihr Brand „Ivana Helsinki“ funktionieren global.
Alle Arbeiten haben etwas avantgardistisches. Entworfen werden die Stücke von der Designerin Paola Suhonen. Sie ist wahrlich ein Multitalent und auch als Filmemacherin, Illustratorin, Fotografin und Musikerin bekannt.
Design wird bei Ivana Helsinki als eine eigenständige Kunstform betrachtet; mir gefällt’s.
Helsinki die Stadt am Meer ist auf dem Weg zur Fahrradstadt – viele Wege werden bereits mit dem Fahrrad und Boot zurückgelegt.
Man hat erkannt, dass die schnell wachsende Stadt neue verkehrspolitische Lösungen braucht, dazu zählt auch die seit Juli 2015 in Betrieb gegangene Ringbahn, die Stadtzentrum mit dem Flughafen verbindet.
In Helsinki herrscht eine interessante Architekturvielfalt. Die Häuser sind nicht hoch, die Straßen von zahlreichen Bäumen umsäumt, immer wieder tauchen kleine und große Parks auf, alles beschaulich und angenehm überschaubar.
Viele Finnen lieben ihre Stadt so wie sie ist, vielleicht ist das einer der Gründe, warum viele Finnen dem geplannten gigantischen Guggenheim Museum (Entwurf), direkt am Hafen skeptisch gegenüberstehen.
Mir gefällt auch das, weiter geht’s:
Hinter dem Präsidentenpalais und dem Stadtmuseum ragen die weißen Türme und die grün schimmernden Kuppeln des Doms hervor, schaut man ein wenig nach rechts, dominiert die russische Uspenski-Kathedrale, die Szenerie.
Die Straßen tragen die Namen wichtiger Komponisten, Schriftsteller und Staatsmänner, aber auch berühmter finnischer Designer.
Helsinki ist eine Stadt, die in ihren Reiz etwas versteckt. Sie hat aber unglaublich viele schöne Seiten, die man erst nach und nach entdeckt, eine ruhige und intime Atmosphäre ist aber überall garantiert.
Hauptstadt der Neuen Nordischen Küche
Helsinki kann auch kulinarisch überzeugen. Neben dem Markt liegt die Kauppahalli, die Markthalle. Sie ist ein wahrer Treffpunkt für Genießer: Es gibt Fisch in allen Variationen, finnische Brote, Kräuter, Beeren, Pilze – und Wild. Im Herbst folgt Elchfleisch – frisch erlegt kommt es aus den Wäldern in die Auslagen der Hauptstadt. Ein lokaler Klassiker ist Rentier aus Lappland.
Goldene Zeiten erleben die Gastronomen in Helsinki, immer mehr Frisches und Exotisches gelangt auf die Märkte. Die Finnen und auch ihre Köche reisen häufiger ins Ausland und brachten Ideen mit. Dies hatte zur Folge, das die Zahl der Restaurants in der Hauptstadt gewaltig nach oben geschnellt ist. Das Herzstück der Esskultur ist Teurastamo. Der alte Schlachthof beherbergt Gastronomie, Läden kleiner Lebensmittelhersteller und dient auch als Ort für kulinarische Events, die Design, Kunst und Essen kombinieren.
Frische Zutaten aus dem Norden, nachhaltige Erzeugung, neue Ideen für traditionelle Rezepte. Diese Küche ist leicht, gesund und gleichzeitig ursprünglich. Spitzenköche aus ganz Skandinavien haben die nordische Antwort auf die Nouvelle Cuisine erdacht, etliche Profiküchen schlossen sich dem Trend an.
In Finnland gibt es noch nicht sehr viele Sternerestaurants, dennoch gibt es eine blühende Esskultur und spannende Restaurantszene.
Sehr zu empfehlen ist das Restaurant „Ragu“ (leider etwas verwackelt, vielleicht lag es an den schönen Weinen)
Kultur und Kulinarik finden hier zueinander, ein perfektes Team um den großartigen Chef de Cuisine sorgen mit einem abwechslungsreichen Überraschungsmenü für unseren Genuss. Natürlich offeriert der Küchenchef frische, regionale Küche aus der Region. Ein perfekter Abend.
Design und das nötige „Casual Fine Dining“ Gefühl begegnen dem Helsinki Restaurant Besucher überall und in jedem Moment. Was immer gekocht wird landet auf wohl geformten Tellern, aus hochwertigem Porzellan oder stilischen Lavasteintellern.
Die Strategie für Esskultur und Design !!! geht völlig auf.
Neben den vielen Designschauplätzen lohnt sich immer ein Besuch des Parks Kaivopuisto.
Er befindet sich direkt am Meer. Von den Felsen des Parks eröffnet sich ein Blick über die Schären vor der Küste und die Insel Suomenlinna.
Auch diese Festungsinsel ist aussergewöhnlich und ein fantastisches Ausflugsziel. Wir haben sie fußläufig begangen, es geht aber auch mit dem Fahrrad.
Im übrigen ist die Insel per Fähre mit der normalen S-Bahn Fahrkarte zu erreichen.
Beide Ziele sind schöne Orte , kleine Ausflüge die man gemacht haben muss um den Überblick über die vielen kleinen Inseln zu bekommen oder um die vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffe zu beobachten.
Ich erfreue mich immer wieder am finnischen Meerbusen und der Metropole.
Kleine Empfehlung der anderen Art:
Ein der Besuch der Kotiharjun-Sauna (älteste Sauna Helsinkis).
Sie wird traditionell mit Holz beheizt, es versammeln sich Gäste – jeden Alters und jeder sozialen Schicht.
Die Originaleinrichtung erweckt den Eindruck eines Sommerbads, denn die eigentliche Sauna ist keine holzverkleidete Kabine, sondern ein riesiger, vier Meter hoher Raum mit Fenstern.
Innen findet man einem Steinbetonboden und Ziegelwände.
Auf die über 5 Millionen Einwohner kommen 2 Millionen private Saunen, mindestens jeder dritte Finne besitzt eine Sauna besitzt.
Offensichtlich ist ein Leben ohne Sauna für die Finnen undenkbar und das Zusammenwirken von Design, Architektur und Relaxation ist allgegenwärtig.
Passend zum Thema Design auch unser Hotel – wir wohnten im legendären Klaus K.
Das Klaus K. ist das erste “Design Hotel” Finnlands, es befindet sich in einem Gebäude, das im Jahre 1882 als deutsche Schule für Mädchen gebaut wurde. Nach vielen Eigentümerwechseln gehört es nun zur Kämp Hotel Group.
Das perfekte Hotel mit viel finnischem Design und Folklore passend zum Reisethema “Design Week”.
Es überzeugt mit einer fantastischen Lage in Helsinki, direkt an der Parkanlage Esplanadi, in unmittelbarer Nähe des Schwedischen Theaters sowie der Statue Havis Amanda.
Viele Dinge des Hotels, nicht nur der Name, sondern auch die stylische Inneneinrichtung stammen von Finnlands berühmtem Epos Kalevala.
Was ist das denn?
Das Kalevala ist ein auf der Grundlage von mündlich überlieferter finnischer Mythologie zusammengestelltes Epos.
In den Mythen und Sagen geht es um die Herrscherin des Nordlandes, Reichtum, persönliches Glück und überlieferte Weisheiten. Im Hotel wurden die Zimmer nach diesen Mythen von verschiedenen finnischen Desigern wie Katja Tukiainen und Harri Koskinen entworfen.
Zum Hotel: Das Hotel Klaus K. hat 139 Zimmer, 39 Einzelzimmer, 100 Doppelzimmer und drei Suiten.
Neu sind die 3 Sky Lofts in der 6. Etage.
mit Zugang zur Skyterrasse.
Ich wohnte in der 618.
Einen Spabereich und ein Gym, das 24h geöffnet ist, gibt es auch.
Und viel Kalevala.
-Auch in meinem Skyloft fand ich überall finnische Folklore und finnisches Design. Die Ästhetik steckt oftmals im Detail und es bedarf etwas Phantasie die hoteleigenen Kunstinstallationen zu ergründen, aber grundsätzlich gibt es in allen Zimmer, den Skylofts und Suiten Design von Koskinen, Tukiainen, viel Mystik und Überraschendes.
Hier hat das Management der Kämp Group verstanden, dass man mit herausragendem Design zu einem gern gebuchten Hotel werden kann.
Auch beim Frühstück hat das Klaus K einiges zu bieten. Das interessante Frühstück mit Forelle, Wildlachs und Pferdesalami, vielen selbstgemachten Marmeladen und Säften, weiss wahrlich zu überzeugen.
Die lokalen Spezialitäten stammen ausschliesslich aus der Region.
Leider ist der Frühstücksraum etwas dunkel, so das das Lesen beinahe unmöglich ist.
Schade, aber der Fokus liegt dann umso mehr beim Frühstückspartner.
Dies hat auch einen Wert und passt ausgezeichnet zur finnischen Mentalität.
Schön war es, ich komme gerne wieder.
Mehr Infos zum Hotel: Hotel Klaus K.
Klaus K
Photo: Guggenheim / Agentur Millton / Helsinki
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von der Agentur Adjouri.