Kalimera, eine Reise ins neue, alte Weinland

Text: Jens Hoffmann

Athen. Ankunft am International Airport Athen-Eleftherios Venizelos, 25 Grad und Sonnenschein im Oktober.

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Das Leben ist schön. Als Reiseziel ist Griechenland bei den Deutschen schon immer überaus beliebt.

Ich musste immer wieder an die Worte der Leiterin des griechischen Tourismusverbandes denken : “Glücklicherweise sind die Freunde von Hellas in Deutschland die Mehrheit. Die Politiker denken immer anders als das Volk”. Das stimmt und die Krise bemerkt man im übrigen nirgendwo.

Feine Sandstrände und azurblaues Meer, weiße Häuser und tiefblauer Himmel – auf die Farben Blau und Weiß der Landesflagge trifft man in Griechenland immer wieder.

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Jeder Stein, jede Säule erzählt von einer faszinierenden Historie. Griechenland ist einfach göttlich!

Man verwöhnt uns mit einer gelungenen Melange aus internationaler Küche und bodenständigen, landestypischen Spezialitäten. Jeder Tag beginnt und endet mit Joghurt, Lamm, Fisch, Gemüse, Calamari und Salaten. Griechenland ist einzigartig in seiner Küche, Grandezza und Gastfreundschaft.

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Es verlangt eigentlich nur noch nach einem adäquaten Wein als Tischbegleiter

Retsina fällt da den meisten wohl als erstes ein, ein geharzter Weißwein – ein Relikt aus der langen Weinbauvergangenheit des Landes und aus der Zeit, als Weine noch in mit Kiefernharz abgedichteten Amphoren transportiert wurden.

Zurück ins jetzt: Ist ein genussvolles Leben ohne schönen Wein möglich?

Ich meine nicht und habe mich auf die Suche gemacht. Ich nehme es vorweg, ich bin fündig geworden.

Bei zahlreichen Verkostungen in -Athen (im Hotel Electra Palace)Electra Palace, auf den Pelopennes und Kreta- von über 200 Weinen zeigte sich, dass Griechenland jede Menge hervorragende Weine zu bieten hat.

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Die Griechen betreiben Weinbau seit 4.500 v. Christus und produzieren durchschnittlich 3,5 Millionen Hektoliter Wein. Das ist mehr als beachtlich.

Alle Winzer, die wir besuchten, haben viel Erfahrung und sind stolz auf das, was sie machen.

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Es gab viele schöne Gespräche über die Kunst der Weinbereitung.

Schon beim Start in Athen waren die Weine aus Central Greece, Santorini & Samos durchweg gut.

Dies war nicht immer so, aber gerade hierin liegt ja auch eine Chance.

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Möge die Welt die griechischen Weine schätzen lernen.

Man wollte uns einfach zeigen was vor Ort produziert wird und besinnt sich einfach auf den Wert des Terroirs.

“Winemaker in Harvest” hiess es überall, dennoch nahmen sich alle sehr viel Zeit.

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Wir verkosteten weißen Assyrtiko, Malagousia, Roditis , roten Agioritiki, Kotsifali, Mavroudi und eine Viezahl –mir oftmals unbekannter- griechischer Weine von unterschiedlichen Rebsorten.

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Der Verkostungsnotizenzettel war voll; Tannin, leuchtendes Gelb, in der Nase Zitrone, lebendige Säurestrukturen, intensiver Holzduft, Marzipan, Cassis, manchmal dropsig (der Geschmack nach Bonbons in verschiedenen Ausprägungen durch eine kühle Gärung, eleganter Genuss, alles war dabei.

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Es sind vor allem die autochthonen Sorten (eine Rebsorte wächst dort wo sie ihren Ursprung hat) die in Kombination mit der fachlichen Kompetenz zu erstaunlichen Qualitäten verarbeitet werden.

Der griechische Wein wird in die ganze Welt exportiert, Deutschland ist auf dem ersten Platz.

50 Prozent der Exporte von griechischem Wein landen bei uns, an zweiter Stelle folgen die USA mit 15 Prozent.

 

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Die Winzer verfolgen -meiner Einschätzung nach- den richtigen Weg, d.h. handwerkliche Perfektion geprägt duch bodenständige Klarheit.

In Griechenland besteht immer ein Zusammenhang zwischen dem Preis des Weines (der zumeist unter 10 Euro liegt) und dessen Qualität.

Auf den Peleponnes, in Nafplio und der Weinbauregion Nemea, beim Winzer Skouras erfuhren wir, dass Herkules aus der Region stammt und das der Weinbau eine „Herkules Arbeit“ ist.

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Wohl auch im Aghiohitikio Weingebiet mit  über 600 m hoch gelegene Rebpflanzungen.

Hochgelegen, aber fein. Diese Weine überzeugen durch das Aroma frischer Blumen, Avocados und Geschmack von Zitrusfrüchten. Der Moscofilero ist ebenfalls blumig, trocken, etwas säuerlich, intensiv im Aroma und Geschmack. Der schöne Rotwein Nemea (Grande Cuvée) zu 100% aus Agiorgitiko Trauben duftet intensiv nach Holz wohl auch weil er die ersten 12 Lebensmonate in französischem Barrique verbrachte, Brombeere, Kirschen, getrocknete Kräuter, vollmundig, ein wechselnder Nachgeschmack machen den Wein sehr interessant.

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Man hält den Einfluss gering, der tiefdunkle Wein schmeckt wunderbar, ihn trägt eine gut balancierte Säure und ausgesprochen hochwertigem Tannin, das fein über die Zunge rieselt. Ein schöner Wein ebenfalls unter 10 Euro.

Überteuert sind die griechischen Weine nicht.

Weiter geht es nach Mountainous Achaia. Hier ist es nicht so warm, sehr gebirgig und die Reben wachsen in über 1000 m Höhe.

Die niedrigeren Temperaturen in diesen Höhenlagen und der salzige Wind vom Meer sind ein Segen für Winzer.

Das Weingut Tetramythos (ebenfalls mit bis zu 1.000 Meter hoch gelegenen Reben) profitiert von beiden Umständen.

Die Böden bestehen aus Kalk und Lehm und die Küste ist nicht weit entfernt.

Grossartige Weine, mit mässigem Säuregehalt und elegantem Geschmack.

Auch sonst lässt es sich hier prima geniessen, wir waren im Mittelmeer bei  19 Grad Wassertemperatur baden und wohnten im  Hotel des Weingut. Dies liegt hoch oben in den Bergen.

Einfach herrlich. Am nächsten Tag schon weiter, zurück nach Athen.

Uns trieb es auf der Suche nach den „New wines of Greece“ und Genuss auf die Insel.

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Aegean Airlines brachte uns von Athen nach Kreta.

Happy landing, auch hier.  25 Grad im Oktober, ich bin glücklich.

Die Hotels in Heraklion City, die Restaurants, der weltbekannte Knossos Palast und die Cafés sind gut besucht, beinahe überfüllt.

Ja, es ist unschwer festzustellen, dass der Tourismus funktioniert.

Griechenland hat aber nicht nur die schönsten Strände und wunderbare Inseln, sondern auch viel Landwirtschaft mit fantastischem Gemüse und Früchten (Tomaten, Gurken, Orangen, Feigen).

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Auch auf Kreta findet man alte Traditionen, die Beständigkeit des griechischen Weins (qualitativ und quantitativ) beruht auf der Laune der Natur.

Die Insel ist extremen Wind, Sonne und Wasser ausgesetzt. Dennoch findet man überall guten Wein.

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Trinkt mehr griechischen Wein, habe ich gelesen! Ja, vielleicht ein Weg. Jammas.

Dieser Gedankengang verfolgt mich auch beim Besuch des Palastes von Knossos.

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Zur Geschichte; Theseus fand, nachdem er den Minotaurus in der Höhle getötet hatte, nur wieder hinaus, weil ihm Ariadne zuvor ein wegweisendes Wollknäuel geschenkt hatte.

Wer weiß, vielleicht findet sich so ein “Wegweiser” auch für die Agrarwirtschaft und Weinkultur wieder.

Das Weinland Griechenland steckt voller Überraschungen.

In Erinnerung bleiben mir einige und auch ein paar Namen von verschiedenen Weingütern.

Die meisten kann ich mir allerdings schlecht merken kann. Sie hiessen  Tetramythos, Domaine Skouras, Lyrarakis,

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Das Quality Weingut Lyrakis auf Kreta überzeugt mit schönen Vilana, Assyrtiko und Mosacto Bianco Qualitätsweinen, oftmals werden die Trauben zu einfachen Tischweinen verarbeitet.

Auch dieser verfügt über eine verführerisch-knackige Säure ähnlich wie ein Riesling, zitronig und frisch.

Der Kotsifali Wein gefällt mir ebenfalls, er ist in der Nase zu Beginn sehr verhalten und zart. Im Mund dann fruchtig nach Orange, und sehr trocken.

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Meine Bewertung des Weingut Lyrakis;  ausgesprochen säurebetonte und trockene Weiß- und Rotweine.

 

Ein Besuch des Weinguts lohnt sich.

Ich erkläre die Weißweinsorte Assyrtiko zum Gewinner.

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Diesen Weiss-Wein gibt es fast überall in vielfältigen eleganten Varianten von verschiedenen Winzern.

Er schmeckt wie ein Grüner Veltliner, von knackiger Mineralität und schöner Säure gezeichnet, ein großartiger Wein, perfekt zum Essen.

Anmerkung: Dieser Klassiker wurde auch von Parker erwähnt und gut bewertet.

Was bleibt? Viele Eindrücke, fast 240 Weine, eine Menge unaussprechbarer Weinnamen, oftmals kompliziert gebrandet, aber die Weinmappe Griechenland hängt bereits daheim. Das Preis-Genuss-Verhältnis stimmt auch, es lohnt sich auf jeden Fall auch bei uns daheim nach “New Wines of Greece” zu schauen.

 

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Einfach zauberhaft hier – Griechenland ist auf dem Weg zum Weinwunderland.