Champagner vor dem Take-off? Der Trend zu bezahltem Catering an Bord bleibt.
Eine Olive kann 40.000 US-$ sparen. Diese Berechnung machte American Airlines vor 30 Jahren. Wenn der Passagier im Salat auf eine Olive verzichtet, spart die amerikanische Fluggesellschaft 40.000 US-Dollar.
Auch die Premium-Airlines gehen in diese Richtung – zumindest auf Kurz- und Mittelstrecken. Bei Iberia muss bei Hunger die Kreditkarte gezückt werden. British Airways berechnet in der Economy Class sogar die Flasche Wasser und auch die Lufthansa-Tochter Swiss denkt über das bezahlte Catering an Bord nach.
Durch die Billig-Airlines ist der Preisdruck gestiegen. Für einen Großteil der Reisenden ist auf kurzen Strecken vor allem der Preis das wichtigste Kriterium. Aus gutem Grund ziehen da auch etablierte Premium-Airlines mit. Statt Pauschalpreise gibt es nun auch Sonderangebote, die beispielsweise durch Einsparungen durch Catering an Bord niedrig gehalten werden.
Tatsächlich ist etwas dran an der American Airlines-Gleichung mit der Olive: Etwa zwei bis drei Prozent der Kosten entfallen auf die Verpflegung. Ohne Essen und Trinken an Bord wird Gewicht gespart, wodurch sich der Treibstoff-Verbrauch reduziert. Die Maschinen seien zudem schneller startklar. All das sind Kostenfaktoren.
Doch es gibt auch kritische Stimmen, das kulinarische Angebot an Bord sei ein Image-Faktor. „Was sie durch ein gutes Essensangebot gewinnen, übersteigt bei weitem die Kosten“. „Fragen Sie, was jemand gestern in der Kantine gegessen hat, und er weiß es nicht mehr. Aber was er vor sechs Monaten im Flugzeug hatte? Da erinnert sich der Gast meist genau.“ Den Imagefaktor hatten Fluglinien früher wesentlich stärker im Blick. An Bord von Lufthansa-Maschinen gab es früher frisch aufgeschnittenen Schinken und Bier vom Fass. Die Fluglinien versuchten sich mit ihrem Bordservice damals zu überbieten. Heute stellt sich das genaue Gegenteil ein: Ziehen die Premium-Airlines weiter mit den Billiganbietern mit und verzichten sie komplett auf Catering an Bord, so die Befürchtung, wandern sie mehr und mehr in Richtung Low-Cost-Anbieter. Jedoch: Auch auf den Verzicht von Snacks und Getränken an Bord können Lufthansa & Co. niemals so günstig sein, wie die Billiganbieter. Daher müsse man auf den Mehrwert, den so genannten USP achten, den die jeweilige Airline ausmacht, so die Stimmen der Kritiker. Und Catering an Bord gehört für viele Passagiere dazu. Durch die Konkurrenz der Billigflieger seien die Fluggesellschaften stets auf der Suche nach dem Caterer, der gleichzeitig bestmögliche Qualität bei geringsten Kosten leisten könne. Diesen Trend hat die Lufthansa-Tochter LSG Sky Chefs, weltgrößter Airline-Caterer, erkannt und das ehemalige Start-up „Retail in Motion“ übernommen. Der Anbieter übernimmt für Airline-Kunden den kompletten Bordverkauf und wickelt diesen ab: Neben Essen und Getränken werden auch Geschenke, Spielzeuge und Media-Angebote unter die Passagiere gebracht. Rund 30 Fluggesellschaften gehören nun zu den Kunden, darunter die irische Ryanair, LATAM aus Südamerika sowie – als Hybridmodell – Eurowings.
Ebenfalls ein Trend beim Catering an Bord: Die Pre-Order-Systeme. Fluggäste können sich vorab gegen Bezahlung ihr Menü zusammenstellen. Das funktioniert nicht nur auf Langstrecken, sondern auch bei Urlaubsflügen ans Mittelbeer. Die Fluggesellschaften agieren dabei mit bekannten Gastro-Marken wie Do&Co bei Austrian oder Sansibar früher bei Air Berlin.
Während sich in Europa also weiterhin der Trend weg vom Catering an Bord bewegt, beobachten die Caterer LSG Sky Chefs und Konkurrent Gate Gourmet einen Gegentrend in den USA.
So war das Geschäft mit der Bordverpflegung nach nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nahezu zusammengebrochen. Mittlerweile gebe es in allen Klassen aber wieder freie Mahlzeiten – zumindest auf den Flügen von Küste zu Küste.
In anderen Märkten wie Afrika oder Asien besitze Essen ohnehin einen viel höheren Stellenwert. Daher werde dort die Vollverpflegung weder von den Fluggesellschaften noch von den Passagieren in Frage gestellt.
Happy landing.