Von Jens Hoffmann

 

Wenn man in der Hotellerie von einem Hideaway spricht, ist zumeist ein romantisches Hotel in idyllischer Lage gemeint. Das in Calpe bei Alicante ansässige Cookbook Hotel by AR Diamante ist ein solches Hideaway. Es liegt am Meer, 25 Kilometer vom überfüllten Benidorm entfernt.

Nebenbei besitzt es mit dem „Beat” ein Gourmetrestaurant, das zwar (noch) nicht mit einem Stern dekoriert ist,  aber mit José Manuel Miguel steht ein erfahrener 2-Sternekoch am Herd. Ich lasse bei 20 Grad und strahlendem Sonnenschein die Atmosphäre des Restaurants auf mich wirken:

Ein heller südländischer Raum, das Ambiente ist geleitet von spanischer Lässigkeit, das Team und der Chef de Cuisine ist ganz entspannt. Er begrüsst mich charmant und gibt einen kurzen Einblick in sein Reich; die Köche werkeln in getrennten Bereichen, alles ist transparent und offen. Die Tische sind weiss eingebunden, eingedeckt mit modernem Designer-Geschirr, dies alles wirkt nicht wie ein Kontrast zum mediterranen Savoir Vivre, sondern vielmehr wie eine harmonische Ergänzung. Die Spannung steigt, der Restaurant Manager stellt sich vor und erklärt das er uns in den folgenden Stunden -begleitet von sehr speziellen Weinen- durch’s Menü führen wird.

Here we are – im Restaurant Beat.

Zum Auftakt trinken wir ein Gläschen Champagner, dann ging es auch schon los.

Feines warmes Brot mit selbstgemachter Butter und ausgezeichnetem Meersalz.

 

Im Tapas Stil werden kleine, feine Dinge als Begrüssungs Canapés gereicht. Mochi mit Guacamole und Aal, Macaron mit schwarzem Sesam, Rinds-Tartar Sphäre. Alles wunderbar.

Auch das „falsche Ei“ mit Kabeljauschaum, schwarzem Trüffel war ein intensiver Genuss.

 

Als „Amuse bouche“ folgte Fenchel-Pannacotta mit Wermutschaum aus dem Vall de Xaló mit Orangensaft und Fischrogen. Sehr interessant und abwechslungsreich, ich habe es noch nie zuvor so gegegessen.

Genussvoll auch die Vorspeise;  Gänseleber mit Seeigel und Apfelschaum. Hervorragend gewählt war auch das Weinpairing. Ein Ximénez-Spínola 2015. Das Weingut aus Jerez de la Fontera ist mir bekannt, ich habe ihn schon mal im 2-Sterne Restaurant Cinco von Paco Perez probiert.

Für unseren Wein, den „Exceptional Harvest 2015“ bleiben die Ximénez Trauben, nach der Erlangung der Reife noch ein paar Wochen am Stock hängen. Die Beeren beginnen dann bereits leicht zu rosinieren, nach der Vergärung reift der Wein in alten Eichenfässern. Das Ergebnis ist ein intensiver Barrique Wein, das Bouquet duftet nach Feigen, Rosinen und Backpflaumen, das Mundgefühl ist cremig und gleichzeitig angenehm frisch. Nach dem Genuss bleibt ein angenehmer langanhaltender Nachgeschmack.

Dazu Gänseleber, nicht zu fett, klein und avantgardistisch, halt eine Speise im spanischen Tapas-Stil.

Bei der Vielzahl von Gerichten  habe ich etwas den Überblick über die Paarungen verloren, aber eins weiß ich noch genau, alles war sehr stimmig. Man merkt sofort das José und sein Team Spass daran haben die Gäste mit ausgewählten und ungewöhnlichen Speisen zu verwöhnen.

Dann folgte der Genuss aus dem Meer. Wir sind am Mittelmeer, es enthält viel Genuss und die Küche von José enthält viel Fisch und Schalentiere. Diese bekommt er täglich frisch.

Es folgte gekochter St. Petersfisch, hier in Spanien wird der St. Petersfisch übrigens „San Pedro“ genannt. José  eröffnete ein weiteres Geschmacksfeuerwerk, der „San Pedro“ mit Algenbutter, weissen Bohnen, Queller, Zucchini und Fenchel. Ein Gedicht, wunderbar. Er wurde begleitet von einem andalusischen schönen Weisswein mit viel Tiefe und Länge, welcher mineralisches Aroma mit Frucht verband.

Danach gab es Fleisch, Rindfleisch perfekt angebraten, mit Schwarzwurzel Puree, blauen Kartoffel und Blumenkohl zubereitet; zart, leicht und natürliche Aromen.

Das Gericht war liebevoll angerichtet, jede Zutat wie die blauen Trüffelkartoffeln waren ein richtiges Schlemmervergnügen. Köstlich!

Im Glas hatten wir dazu passend einen schönen spanischen, schweren Rotwein, hervorragend gewählt. Die Weinbegleitung machte grosse Freude. Brutal lokal, der regionale spanische Wein namens La Garnaca de Mustiguillo.

La Garnacha de Mustiguillo Weine aus der spanischen Levante haben es nicht leicht, die Rebsorte Garnacha muss die Hitze und Trockenheit des Hinterlands von Valencia überstehen und bedarf etwas Geduld. Das geschmackliche Potenzial der Garnacha Rebe ist unbestriten, ein  aussergewöhnlicher Wein mineralisch, spannend und ein grosses Kompliment für den Fleisch Genuss.

Davon trank ich noch ein Gläschen.

Das süße Finale: Schokolade-Bonbon, gefüllt mit grünem Apfel-Ingwer-Sorbet. Ein kleiner Nipp am Moscato der durch Opulenz und Konzentration besticht, vollendet und komplettiert den Schokoladengenuss.

Herrlich. Dann noch Espresso und ein Gläschen Champagner.

Ich lehne mich zurück, 3 Stunden sind vergangen, ein perfektes Lunch.

Fazit: Die spanische Leichtigkeit, das geschmackvolle Interieur, ein sehr aufmerksamer Service sowie die exquisiten Speisen von Chefkoch José sorgen für begeisterte Gäste.

Das Gesamtpaket ist stimmig und erfreut sämtliche Sinne.  Die Sterne werden folgen und José wird dafür sorgen das Calpe eine Gourmetdestination wird.

 

Weitere Informationen unter:

Restaurant Beat – Cookbook Hotel