Lesbos – Sinnbild für höchsten Feriengenuss
Text: Jens Hoffmann
Es ist Sommer und wer dieses Jahr das erste Mal Lesbos bereist, denkt:
Hier stimmt etwas nicht. Es scheint an vielen Orten als wären die Menschen geschlossen zu einer Party aufgebrochen, zu der man selbst nicht eingeladen ist. Die Flüchtlingsproblematik überschattet die Insel, zur Zeit hat es der Tourismus auf Lesbos deshalb schwer.
Lesbos im ein traumhafter Ort, er verbindet Natur und Kultur die Zeit hat keine Bedeutung.
Das kunstvolle Geniessen geschieht im Einklang mit der Natur.
Ungeheuer vielfältig ist die heimische Flora hier, eine Freude für Pflanzenkundler und Naturfreunde, die sich an der Farbenpracht und dem Duft der Insel berauschen wollen. Was hier – vom Meer umschlungen – wächst, sprengt jede Vorstellungskraft. Olivenbäume, jung und alt, Hibiskus, Oleander, Jasmin und Feigenbäume zeigen sich in voller Pracht.
Anemonen in rosa, weiß und violett, weißgelbe Margeriten, Klatschmohn, riesige Blumenfelder, die sich im Wind bewegen, und über allem das vibrierende Summen der Insekten und der Duft der von der Sonne erwärmten Kamillen und Früchten, die überall herum blühen.
Zarte Apfelblüten, prachtvolle Rosen, duftende Aniskraut, Malven und Orchideen in großer Sortenvielfalt.
Wer auf Lesbos wandert, in einem malerischen Küstenort im Meer badet oder die frische Küche in einem der unzähligen kleinen Restaurants genießt, dem wird plötzlich klar, das es keinen guten Grund gibt, einen so süssen Ort zu meiden.
Die anderen 2000 griechischen Inseln sind nicht betroffen, nach Lesbos kommen aber deutlich weniger Touristen.
Während man durch wunderschöne alte Gegenden wie Agioi Anargyroi, Vatera, Polichnitos, Agiassos oder Megalochori fährt, in denen Menschen wie der Schreiner und Künstler Dimitris noch die Betriebe führen, die ihre Urgroßväter einst gründeten fühlt man sich wahrlich stressfrei.
Beim Besuch der vielen kleinen Shops in denen selbstgemachte Seifen und Liköre, biologische Heilmittel, Lavendelsäckchen und Teemischungen angeboten werden glaubt man das Paradies auf Erden gefunden zu haben.
Auf Lesbos scheint ein Gott, Kraut oder Gebräu für jedes Problem zu exitieren.
Nicht zuletzt weil die klimatischen Bedingungen nachweislich besonders gut sind gibt es hier herrliches Olivenöl, das der perfekte Begleiter für gegrillten Fisch, Fleisch oder Gemüse ist.
Auch wir stellten beim Besuch in Vranas und des Olivenpressenmuseum fest, das die Qualität des Olivenöls sensationell ist und die Oliven, die hier verwendet werden Öle von höchster Qualität sind.
Der „lesbische Sommer“ macht einfach Spaß.
Ob abends beim Ouzo in Ladhadhika, dem belebten Ausgehviertel der Hauptstad Mytilini, bei einem Dinner im Restaurant Chtapodi im romantischen Hafen des Unesco-Weltkulturerbe-Ortes Molyvos oder in den Bars und Cafés am Strand von Scala Eressos, überall fällt es leicht den Sommer zu geniessen.
Kaum ist die Sonne aufgegangen begibt man sich zum Strand und verbringt dort den Tag, schwimmt durchs türkise Wasser und aalt sich am Strand.
Am Abend, wenn die Sonne untergeht und der Himmel dunkel wird, rafft man sich auf und geht zurück ins Dorf, wo –Überraschung! – das Leben erwacht.
So beim Wasser und Muschelfest in dem kleinen Küstenort Skala Polichnitou, das zu Ehren der Meerestiere stattfindet. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, es wird bis in die frühen Morgenstunden ausgelassen getanzt, gegessen und getrunken. Yammas.
Ob in Vatera, im Hotel Delphinia in Molyvos oder im Hotel Galini, in Scala Eressos gibt es Touristenrückgänge, dabei ist Scala Eressos eigentlich ein Touristenmagnet, denn hier feiert man den „lesbischen Sommer“ besonders intensiv.
Hier hat die antike Dichterin Sappho gelebt, sie wurde um 612 v.Ch. geboren. Sie gilt als die größte Dichterin der Antike. In ihren Versen wird die Schönheit der jungen Frauen, ihrer Freundinnen, Schülerinnen und auch ihrer Tochter gepriesen. Sie versammelte junge Mädchen von vornehmer Herkunft als Schülerinnen um sich und unterrichtete sie in Poesie, Musik, Gesang und Tanz zu Ehren der Götter. Vor allem bereitete sie sie für den Eintritt in die Welt der Erwachsenen vor. Nur von erhaltenen Fragmenten- denn alle ihre Werken sind verloren- erfahren wir von der Leidenschaft, der erotischen Liebe und der Eifersucht, die in Sapphos Versen ausgedrückt worden sind. Sie hat Scala Eressos zum Pilgerort für lesbische Frauen gemacht und die Rechte der Frauen gestärkt hat. So gehörte hier den Frauen nach der Trennung das heimische Haus, der Mann musst sich neu orientieren.
Fäschlicherweise gilt Lesbos als der Ursprung der lesbischen Liebe obwohl das Wort in seiner Ursprungsform nichts anderes bedeutet als „von der Insel Lesbos stammend“.
Das ist ein bisschen Historie, denn heute wird das Bild des Ortes vor allem von der Strandpromenade bestimmt, wo hauptsächlich junge Leute entspannt in den vielen Bars und Cafés sitzen, um bei Meeresrauschen den Tag zu genießen. Die Restaurants wie das fantastische Restaurant Aigaio servieren Pulpo, kleine Sardinen, fangfrischen Fisch geppart mit schönen griechischen Weinen, die Sonne strahlt vom Himmel, und wie eigentlich überall auf Lesbos geniesst man die lockere Stimmung.
Es gibt ja dieses Klischee, das Massentourismus einen Ort abwertet, aber die Künstlerin Lito möchte einfach ein Zeichen setzen und Lesbos helfen indem sie in dem malerischen Molyvos mit seiner 3000-jährigen Geschichte und seinem beeindruckenden Burgberg ein Festival für klassische Musik organisiert hat.
Das 2. Molyvos International Music Festival wurde von Klassiklegenden wie Sir Simon Rattle unterstützt, internationale Klassik-Stars wie die Dörken-Schwestern traten hier auf.
Die deutsch-griechischen Pianistinnen Danae und Kiveli Dörken aus Düsseldorf hatten die Idee, klassische Musik nach Lesbos zu bringen. Sie haben als Kinder jeden Sommer mehrere Wochen auf Lesbos verbracht und weil ihnen dieses Griechenland so am Herzen liegt, hat das Tasten-Duo die Lesbier mitnehmen wollen.
Sie selbst sind eine Woche vor Festivalbeginn in ein Flüchtlingscamp nahe Mytilini gefahren und haben vor den Kindern dort ein Konzert gegeben, während der Festivalwoche performten sie spontan in Kammermusikformationen am Strand und Tavernen.
Es sind eben normale Geschichten die Hoffnung machen, dass Lesbos sich wieder erholen wird.
Viele Inselbewohner sagen, das sie hier alles haben was sie brauchen, nämlich ein schönes Leben am Meer.
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Touristen zurück sind.
Zeit hat hier keine Bedeutung. Notfalls wird halt ein griechischer Gott helfen.
Fazit: Lesbos ist eine Reise wert, alles geschieht im Einklang mit der Natur und dem Lauf der Sonne.
Anreise: Lufthansa und Aegean Air fliegen von Frankfurt, Düsseldorf und Berlin direkt nach Athen. Von hier aus weiter mit dem Flugzeug oder Schiff nach Lesbos.
Anreise: Aegean Air
Unterkünfte auf Lesbos: Es gibt es zahlreiche günstige Hostels und kleinere Hotels auf Lesbos.
Hotel Galini
Das „Theofilos“ gehört zu den gehobenen Hotels der Insel.
Die Reise wurde unterstützt von der Griechische Zentrale für Fremdenverkehr
Direktion für Deutschland.