Der perfekte portugiesische Abend
Text: Jens Hoffmann
Alles was uns die Natur an Gutem schenken kann.
„Leitão à Bairrada“ Spanferkel nach Bairrada-Art mit einem Bairrada Garrafeira Doc Tinto 2009 – Quinta das Bageiras.
Ein perfektes Couple.
Die Begabung all das zu geniessen habe ich in Porto gelernt.
Die Empfehlung für den Weinkeller steht fest:
Bairrada Garrafeira Doc Tinto 2009 – Quinta das Bageiras
Ein fantastischer Jahrgang (2009). Unzweifelhaft. Der Topwein des Weinguts überzeugt; rund, schwer und dicht im Bouquet. Opulente Nase, würzig, interessante Tannine (dies liegt wohl daran das der Wein sehr lagerfähig ist).
Für mich ein schöner Wein und absoluter Klassiker der Rebsorte Baga.
Unbedingt probieren.
Baga – Für Weinfreunde:
Eine Rebsorte mit Potential, Portugals einheimische Rebsorten zählen zu den nationalen Kostbarkeiten des Landes.
Kenner, Fachleute sowie private Weinliebhaber schätzen die vielseitigen Weine aus den mehr als 250 autochthonen Sorten des Landes.
Baga – Eine Rebsorte, die sich bisher eher im Hintergrund gehalten hat, holt gewaltig auf und gewinnt stark an Bedeutung.
Die Baga-Reben – die unter Winzern lange als schwierig und launisch galten – wachsen fast ausschließlich in der DOC Bairrada in der Region Beiras, die im nördlichen Zentrum Portugals liegt.
Dort ist die autochthone Sorte auf mehr als 70 Prozent der Anbaufläche die mit Abstand am stärksten vertretene Traube.
Aber auch im Dao sowie und Douro wächst die Baga-Traube, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Optimale Grundlage für die Entwicklung der Trauben bieten Kalk- und Lehmböden, die neben leichten Sandböden typisch für die DOC Bairrada sind.
Das Klima der Region ist atlantisch geprägt. Um die bestmögliche phenolische Reife zu erlangen, werden die Trauben möglichst spät im Herbst geerntet. Allerdings erhöhen hohe Niederschläge vor allem in dieser Jahreszeit das Fäulnisrisiko für Baga. Von den Winzern sind daher viel Sorgfalt und Einsatz gefordert. Lange Zeit wurden die Trauben deshalb früh geerntet und überwiegend für Cuvées und Schaumweine verwendet. Durch den Klimawandel sind die Sommer in Portugal in den letzten Jahren allerdings immer niederschlagsärmer geworden, wovon die spätreifenden Baga-Reben profitieren. Die dunklen Baga-Trauben sind klein, haben sehr dicke Schalen und einen hohen Gerbstoffanteil.
Neben den veränderten klimatischen Bedingungen hat sich auch die Einstellung der Winzer zu „ihrer“ Baga positiv entwickelt. Pionier dabei ist Luís Pato. 1980 begann er, aus den dickschaligen Beeren Rotweine zu keltern. Dabei entrappte er seine Ernte als erster vollständig, um grüne Tannine im Wein zu vermeiden. Darüber hinaus hält er seine Erträge gering, so dass sich das Aroma in den einzelnen Trauben intensiv konzentriert. Dieses Engagement sowie seine Erfolge damit brachten ihm den Spitznamen Mr. Baga ein. Luís Patos Leidenschaft für Baga teilen immer mehr Bairrada Winzer, die Stolz auf „ihre“ Rebsorte sind und das Potential der Traube erkennen: Seine Tochter Filipa Pato und Mário Sérgio Nuno gründeten beispielsweise im Jahre 2010 die Winzergruppe „Baga-Friends“. Mittlerweile gehören der Gruppe weitere sechs Winzer der Region an: Neben Luís Pato auch Paulo Sousa, António Rocha, Joao Póvoa, François Chasans und Dirk Niepoort.
Die Mitglieder dieser Gruppierung sowie der Großteil der Winzer der DOC Bairrada widmen sich mit sehr unterschiedlichen Ansätzen, aber voller Leidenschaft dem Anbau und der Weiterentwicklung dieser autochthonen Rebsorte.
An der Baga-Traube führt in der DOC Bairrada eben kaum ein Weg vorbei. Während die Philosophie der Familie Pato und von Dirk Niepoort einen neuen Baga-Stil hervorbringt, stehen bei Mário Sérgio Nuno und weiteren Baga-Winzern die klassisch traditionelle Stilistik im Vordergrund.
Die Trauben werden beispielsweise nicht entrappt. Die Weine reifen in großen Fässern, die Langlebigkeit steht im Zentrum. Auch Luis Patrão von Vadio Wines greift bei seinen Weinen nur minimal in den natürlichen Gärungsprozess ein.
Die Baga-Trauben reifen zuerst in offenen Tanks, damit sich die Fruchtaromatik voll entfalten kann. Vor der Flaschenabfüllung reifen sie dann nochmals 18 Monate in Eichenfässern.
Mittlerweile bauen auch größere Betriebe, wie die Adega Cooperativa de Cantanhede, erfolgreich Baga Weine in sehr hoher Qualität aus. Nicht nur sortenrein, sondern auch als Cuvée mit den portugiesischen Sorten Tinta Roriz und Touriga Nacional oder mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon entstehen spannende Weine.
Doch egal ob modern oder traditionell gekeltert: Baga-Rotweine brauchen immer etwas Zeit, denn in jungen Jahren sind die Tannine vordergründig und die Aromen von dunklen Früchten wie Kirsche und Heidelbeere eher dezent. Das muss kein Nachteil sein.
Durch früheres Öffnen und Karaffieren bieten auch die jungen Weine einen hohen Trinkgenuss. Eine gewisse Flaschenreife ist bei Baga dennoch meist vorteilhaft, meinen die besten Baga-Winzer. Auf jeden Fall zählen Rotweine aus der Baga-Traube zu den spannendsten und tiefgründigsten Weinen, die Portugal derzeit zu bieten hat. Vor allem Weinkenner finden mehr und mehr Gefallen an dieser außergewöhnlich authentischen Sorte, die mit zunehmender Reife intensive Aromen zeigt und an Eleganz und Komplexität gewinnt. Noten von getrockneten Früchten, dunkler Schokolade und Gewürzen kommen zum Vorschein, das Tannin rückt in den Hintergrund. Die empfohlene Trinktemperatur liegt bei 16 bis 18 °C.
Junge Rotweine aus der Baga-Traube schmecken gut zu Wild, Eintöpfen mit Fleischeinlage und anderen kräftigen Fleischgerichten, die mit Sauce serviert werden. Gereifte Weine mit ihren weichen Aromen passen sehr gut zu Fleisch- und Pilzgerichten sowohl kurzgebraten wie auch geschmort. Überraschend aber überzeugend ist auch die Kombination mit frischem Thunfisch und verschiedenen Käsesorten.
Aber auch Liebhaber der Espumantes, der Schaumweinen aus Portugal, sollten die Baga-Traube unbedingt kennenlernen. Denn die Heimat der Baga, die DOC Bairrada, ist das wichtigste Schaumweinzentrum des Landes. Schaumweine aus Baga-Trauben können eine tiefrote Farbe aufweisen, werden aber auch als Rosé und weiß gekeltert. Geschmacklich haben sie eine ausbalancierte Säure und zeigen Aromen reifer, roter Früchte. Sie eignen sich gut als Aperitif, passen aber auch hervorragend zu „Leitão à Bairrada“.