In Berlin herrschte früher nur die Fleischeslust.

Nun gibt es viel Neues.

Was habt ihr in der Ferne gelernt? Eine Menge, beinahe alles.

#1 Bricole

Wöchentlich wechselnde Vorspeisen wie getrüffelte Garnele mit Buchweizen, Ceviche und rote Beete. Klingt verlockend, ist es auch.

Das Team um Gastgeber Fabian Fischer (Ex-„Borchardt“) und Küchenchef Steven Zeidler ist whrlich innovativ, der Salat aus Schwarzwurzeln mit in Nuss paniertem Ziegenkäse und Rote-Bete-Espuma zeigt in die richtige Richtung.

Unbedingt ausprobieren.

Bricole – Senefelderstraße 30 | Prenzlauer Berg,

Tel. 84 42 13 62 |

http://www.bricole.de

#2 sticksnsushi.berlin

Das Konzept stammt aus Kopenhagen – daher die nordischen Einflüsse, die sich in schwarz angegrillten Edamame niederschlagen und einigen ebenso schwarz geflämmten Sushi-Füllungen wie einer sehr gelungenen mit Topinambur. Insgesamt gefällt das Ambiente ebenso wie die Show der Küchencrew, die munter rollt und grillt, was zusammen schmeckt, und – das scheint hier mindestens genau so wichtig zu sein – spektakulär appetitlich aussieht. Küchenchef ist übrigens ein alter Bekannter: Song Lee, der die furiose Anfangszeit des „Dae-Mon“ begleitet hat und auch hier für ausgezeichnete Produktqualitäten und deren adäquate Inszenierung steht.

sticksnsushi.berlin

Asiatisch. Potsdamer Straße 85 | Tiergarten, Tel. 88 78 94 16 |

#3 Bar Gràcia

Die zweite Bar des Schauspielers Daniel Brühl. Aus Barcelona hat er mit Geschäftspartner Atilano González nun in Kooperation mit der „Bar Pepita“ deren Konzept importiert: moderne Tapas jenseits von Pimientos de padrón und Chorizo in Cidre, konzentriert auf Eigenkreationen wie Tintenfischringe mit Kimchi-Mayonnaise oder Sardine mit Dulce de leche – zum Teil genial, zum Teil speziell, wie auch die Weine, allesamt spanisch, handverlesen und viele aus dem Naturweinfach.

Spanisch. Göhrener Straße 5 | Prenzlauer Berg, Tel. 24 45 39 43

#4 Nihombashi

Die Sushibar „Nihombashi“ am Fuße des Weinbergparks übereugte uns.

Die empfehlenswerten gegrillten Spieße werden mit Jakobsmuschel, Lammkarree und Lammfilet erstaunlich hochwertig bestückt, viele Sushi-Kreationen kommen mit rotem Reis und in ungewöhnlichen Kombinationen, oft nach Wahl geflämmt, roh oder oder à la Ceviche mariniert. Das alles wird serviert in einem quietschbunten Durcheinander aus bemalten Stühlen, knalligen Lampen und Manga-inspirierter Wandbemalung. Gut vor allem für zwischendurch, am besten mittags, wenn günstige Menüs angeboten werden.

Japanisch. Weinbergsweg 4 | Mitte, 0176 22 22 34 15

 

#5 Big Sur: kalifornische Küche in X-Berg

Eigentlich zu groß für ein Restaurant, teilt sich das Big Sur in Barbereich in der einen, und Gastraum in der anderen Ecke. Dazwischen liegt der großzügige Empfangsbereich, wo die vielen Gäste, die nicht reserviert haben, freundlich vertröstet werden.

So oder so ist es keine schlechte Idee, den Abend mit einem Cocktail zu beginnen und dann zu den Bieren vom Fass zu wechseln, das passt besser zur handfesten kalifornischen Küche. Die hat sich in den vergangenen Jahren zu einer tendenziell scharfen, asiatisch-mexikanisch beeinflussten, schmackhaften Sache entwickelt. So freut man sich über die Chicherones aus gepoppter Schweinehaut mit BBQ-Sauce, scharfen Mixed-Pickles und klassischem Rillette. Und bleibt etwas ratlos bei etwas zu süffigem gegrillten Romanasalat mit Chili, Zitrone und trockenem Schweinebauch. Keine Ausfälle, aber eben auch keine ausbalancierten Gerichte, die man nochmal essen müsste. Es spricht für den Anspruch der Küche, nicht auf Burger reduziert werden zu wollen.

#6 Einstein – Unter den Linden

Das hochgeschätzte Wiener Caféhaus gibt es schon lange, aber nach der Übernahme durch die „Grill-Royal“-Macher präsentiert es sich vor allem abends wie eine Neueröffnung. Konzentriert auf Wiener Klassik à la Plachutta: Tafelspitz in zwei Gängen serviert, Wiener Schnitzel, Saftgulasch und Backhendl – das sind die Pfeiler der Wiener Küche, und hier werden sie nicht neu erfunden, aber so genau zubereitet, dass ein „besser geht halt nicht“ das Fazit bildet.

Dafür mit verantwortlich ist Sigi Danler, Ex-Küchenchef im „Pauly Saal“, der jetzt als eine Art kulinarischer Ideengeber für Küchenchef Michael Richter fungiert. Ihnen sind so kleine Exoten der Abendkarte zu verdanken wie ein herausragender, gleichsam knusprig wie süffig ausgebackener Kalbskopf und ein Sauerbraten aus Rehfleisch mit cremiger Muskat-Polenta und gebratenem Chicorée. Weitere Verstärkung aus dem „Pauly Saal“ kam mit dem weinerfahrenen Betriebsleiter Karlheinz Lubojanski, der dem souveränen Team um Gastgeber Jonathan Karlitzky eine hocherfreuliche Weinauswahl vorwiegend aus Österreich und Deutschland in die Hand gibt.

Österreichisch. Unter den Linden 42 | Mitte, Tel. 204 36 32 | einstein-udl.com

#7 Vino Greco – New Wines of Greece

http://www.travel-food-art.com/die-neue-weinwelt-griechenlands/

Dem griechischen Wein zu helfen, das ist die Passion von Aris Papageorgiou. Nach einem Versuch in Mitte erfand er seine Vinothek „Vino Greco“ im alten Westen noch einmal neu: „100 Prozent Peloponnes“ lautet das Konzept, alle Weine und Rezepte stammen von der Halbinsel im Süden des griechischen Festlands.

Im intimen Gastraum rund um die kleine Küche werden kalte und warme Vorspeisen serviert, die der Grieche an der Ecke nie so fein auftischt (18 Euro für zwei). Hinzu kommen Gerichte mit Schnecken, herzhafte Lammbuletten und wechselnde Tagesteller. Das Gros der Weine stammt von der Monemvasia Winery aus der Region Lakonien.

Griechisch. Suarezstraße 49 | Charlottenburg, Tel. 31 51 84 84 | vino-greco.com

#8 Brlo Brwhouse

Mit Vokalen haben es die Brauer von „Brlo“ ja nicht so, aber Brauhausgaststätte können sie: Von außen sieht es aus wie ein riesiger Wohncontainer, aber drinnen geht es auf zwei Ebenen gemütlich zu.

Ebenso innovativ wie das Design präsentiert sich auch das Bar- und Küchenkonzept: Viele Craft-Biere vom Fass, „Probierbretter“ mit sechs verschiedenen Biersorten im Miniformat jeweils mit passender Tapa, dazu eine ambitionierte Küche, die Vegetarisches wie wilden Brokkoli mit geräucherter Brokkolicreme und fermentierten Radieschen als Basis nimmt, zu der Beilagen wie weiße Zwiebelcreme und Toppings wie „German Kimchi“ ausgewählt und mit Fleisch aus dem Smoker ergänzt werden können.

Wenn erst die Terrasse geöffnet ist, auch mit Parkanschluss.

Crossover: Schöneberger Straße 16 | Tiergarten; Tel. 0151 74 37 42 35 |

http://www.brlo-brwhouse.de

#9 Benedict

Die erste Filiale außerhalb Israels serviert sieben Tage die Woche rund um die Uhr Frühstück.

Gut gemachte internationale Frühstücksspezialitäten mit Ausflügen in die ostmediterrane Küche, von Eggs Benedict, English Breakfast bis Shakshuka. Vieles wird selbst gebacken und auch die namensgebenden Eier mit Bacon und Sauce Hollandaise sind gut gemacht und so gehaltvoll, dass es allemal auch für Lunch oder Dinner reicht. Das Hummus mit Roten Beten haben wir in Berlin zwar schon besser gegessen, dafür ist die dicke, unfettige Eisbein-Stulle eine ebenso charmante wie schmackhafte Berlin-Reminiszenz. Bleibt zu erwähnen, dass dieses Konzept wohl aufgeht:

Uhlandstraße 49 | Wilmersdorf | Tel. 994 04 09 97 | benedict-breakfast.de

 

#10 „New London Cuisine“ serviert Anton Michel in seinem neuen Restaurant in Moabit

Bereits vor zwei Jahren ist der Koch,  mit dem Pop-up-Restaurant „Anton kocht“ am Winterfeldtplatz aufgefallen. Moderate Preise und keinerlei Hemmschwelle. Während die eigentliche Weinkarte noch im Aufbau befindlich ist, gibt es schon eine gute Auswahl offener Weine. Knusprige Schweineschwarten mit einem Dip aus Limette und Chili entsprechen dem Snack-Bedarf des überwiegend jungen Publikums. Das „Scotch Egg“ besteht aus weich gekochten Eihälften in einem Mantel aus knusprig gebratenem Hackfleisch. Schneeweißer, saftiger Knurrhahn wird mit einer raffiniert gewürzten englisch-indischen Tomatensauce serviert. Unbedingt probieren sollte man das hausgemachte Sauerteigbrot und den Kendal Mint Cake.

Englisch, Wiclefstraße 30 | Mitte | Tel. 39 83 40 99, richwatermitchell.de

Quelle: Elisbateh Binder, Jens Hoffmann, Tagesspiegel, Foodie-World, Yun Fine Dining.