Indonesien will bis 2025 aus Jakarta wegziehen und den neuen Regierungssitz in der Nähe der Stadt Balikpapan im Osten von Borneo etablieren. Bislang steht dort dichter Urwald, dieser wird für die neue Hauptstadt gerodet werden.

Die Mega-City Jakarta weg (Hauptstadt des 270 Millionen-Einwohner-Landes) muss weg, sagt uns Präsident Joko Widodo, „die Last auf Jakarta“ als wirtschaftliches Zentrum des Landes wiege zu schwer.

Spätetsens 2025 sollen Regierung und Parlament in den Osten Borneos umziehen. Einen Namen für die neue Hauptstadt gibt es noch nicht.

Dass es von der Insel Java nach Borneo geht, stand schon länger fest, bislang hatte aber auch zur Debatte gestanden, eine bestehende Stadt auszubauen. Die Wahl des neuen Ortes und den kompletten Neubau einer Stadt begründete der Präsident mit der „strategisch guten Lage“, „im Herzen Indonesiens“

Dass hier eine solche Großstadt entstehen soll, erscheint derzeit noch unvorstellbar.

Vor allem für diejenigen, die in den Slums der Megastadt leben, ohne Recht auf das Land, auf dem sie wohnen, wird es hart. Diese Menschen sind häufig von Umsiedlung bedroht. Der Besitz des eigenen Grund und Bodens gibt den Menschen Sicherheit. Mit der Ankündigung, dass die Hauptstadt nun hier gebaut werden soll, ist der Wert des Landes sprunghaft angestiegen. So berichtet die Anwohnerin Ryni Alvina Ambarita, dass ihr schon mehrfach Geld für ihre vier Hektar Land angeboten worden sei. „Es wurde immer mehr. Es begann mit Angeboten von 250 Millionen Rupiah (16.000 Euro) pro Hektar, dann ging es hoch auf 500 Millionen (32.000 Euro), dann bis auf 1,5 Milliarden Rupiah (96.000 Euro) für zwei Hektar Land“, sagte uns ein Bewohner.

Der Hauptstadtumzug bringe wirtschaftliche Entwicklung mit sich, Schulen, Krankenhäuser und einige Annehmlichkeiten.

Ein Hügel am Ende der Straße, ist auf beiden Seiten von kleinen Holzhäusern gesäumt. Diese Häuser gehören sogenannten Transmigranten. Das sind ehemalige Siedler, die unter der Suharto-Diktatur seit den siebziger Jahren hierhergebracht worden waren. Damit sollte das überbevölkerte Java entlastet werden. Die spärlich besiedelten Gebiete sollten einen Entwicklungsschub bekommen. Die ehemaligen Transmigranten machen die Mehrheit der Bevölkerung in Ostkalimantan aus. „Jeder bekam damals ein Häuschen, einen Hektar Land, Kochutensilien und Lebensmittel für drei Monate“, sagt Subaigo, der 1975 als Junge mit seinen Eltern aus dem javanischen Bayuwangi hierhergekommen ist.

Nun soll also ein ganzer Regierungsapparat hierherziehen. Dabei wird der Wald auf dem Weg in den Ort Samboja plötzlich dichter. Es geht an einer Kohlemine vorbei in ein großes Naturschutzgebiet. Eine Tierschutzorganisation betreibt in der Nähe ein Rehabilitationszentrum für Menschenaffen. Der umliegende Wald ist in den vergangenen Jahren aufgeforstet worden. Bei Samboja läuft auch die Autobahn entlang, an der schon seit einiger Zeit gebaut wird. Wie ein breiter Fluss aus Beton bahnt sie sich ihren Weg durch die Landschaft. Sie soll die beiden Städte Balikpapan und Samarinda miteinander verbinden. Etwas weiter entfernt wird eine Brücke über die Bucht von Balikpapan gebaut. All das wird den Weg in die neue Hauptstadt deutlich verkürzen.

Auf Borneo hat eine neue Zeitrechnung begonnen.