Aus der Reihe „Unterwegs in der Welt“:

Jens Hoffmann, der Schamane des Reisens zu Gast beim „International Thermal & Healthcare Summit“ in Sivas

Text: Jens Hoffmann

Luxus pur an faszinierenden Standorten rund um den Globus heisst es normalerweise für mich.

Historische Traditionhäuser und Wellness-Oasen inmitten Stadt und Natur standen diesmal aber nicht auf dem Reiseplan, sondern Healthcare, Thermalbäder, Krankenhäuser und Doktorfisch Behandlungen.

Auf nach Sivas!

Wo liegt denn Svas? Die Stadt Sivas und  gleichnamige Region ist eine Zwischenwelt in Ostanatolien.

Die Stadt ist an der Seidenstraße gelegen. Im Jahr 1389 wurde sie dem Osmanischen Reich zugeteilt.  Hier summieren sich die Pfade und Wege zu einem Geflecht, das von Kaufleuten und Händlern aus aller Herren Länder genutzt wurde. 

Los geht’s, die Seidenstraße war immer schon ein Objekt meiner Reiselust.

Erst nach Istanbul, leider landet wir auf dem Atatürk Airport und nicht dem neuen, größten Flughafen der Welt. Nächstes Mal.

Dann weiter per Inlandsflug nach Sivas. Ankunft bei 15 Grad, kühl weht der Wind er streicht über die Hügel und die Sonne scheint. Sivas ist fernab vom Massentourismus. Der sogenannte Overtourismus ist ein weltweites Problem. Hoffentlich agiert diese Region klug und bleibt vom unzivilisierten Overtourismus verschont. Die Gäste des Summits sind sich dessen bewusst.

Früher besuchten unzählige Menschen verschiedener Kulturen und Religionen die Destination.

Es ging um Wissen vom Westen nach Osten und umgekehrt. Bestimmt wurden die örtlichen Heilquellen schon früh für Gesundheitszwecke genutzt. Im  Jahr 1217 entstand hier eine Lehranstalt für Ärzte.

Heute will Sivas erneut den medizinischen Tourismus erobern. Es gibt Heilbäder und eine lange Heilgeschichte. Das Erste, das ich bei der Reise zu einem Thermalhotel feststelle war die Ursprünglichkeit der Heilstätten, so fernab der üblichen 5-Sterne Wellness Einrichtungen in Europa. Bräunlich rot war die Farbe im Heilwasserpool mit 38 Grad. Dumpfig aufgebeizt ist die Luft. Ich blicke in den heißen Pool und  sage mir, ein Jungbrunnen, den ich fünf Minuten durchhalten muss um ihn dann als junger Mann wieder zu verlassen. Ganz so märchenhaft ist es aber nicht. Dennoch ich habe es gemacht und versucht unmittelbar danach -umgeben von zahlreichen türkischen Männern- zu entspannen. Nach Sauna, Salzkammer und Hamam zur Wäsche, verlasse ich wie neugeboren das Hotel. Wohlwissend das noch ein langer Weg sein wird bis luxusverwöhnte Spa Touristen aus der westliche  Welt in die Region reisen. 

Nach zwei Stunden verlasse ich das Hotel, der Wind wehte über die Steppenlandschaft, die Distanzen zwischen den Ortschaften haben amerikanische, russische oder australische Ausmaße. Das Auge reist immer mit und der Blick über weite Flächen und Steppen, die überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden hat etwas Faszinierendes.

Die Bevölkerung ist sehr einfach und bodenständig. Die Stadt bietet auch Nachtaktivitäten und Shoppingmöglichkeiten.

Das ländliche Leben folgt einem eigenen Rhythmus aus Arbeit auf dem Feld, Gebet in der Moschee, Essen und Tee trinken. In Sivas isst man Kebab, Brot, Ayran, gegrilltes Fleisch und frische Salate. Der Sivas Kebap ist eine Spezialität. Im Winter sind Suppen und Teigspezialitäten beliebt. Im Steinofen gebackenes Brot in allen möglichen Formen und Geschmacksrichtungen wird zum Essen gereicht.

 

Architektonisch fallen mir Koranschulen mit Minaretten und einige Moscheen auf. Danach ging es in das Städtchen Kangal. Ein Heilbad, das von Menschen mit Hautproblemen geschätzt wird,Ich mache den Versuch, ob es in Anwendung und in Wirkung wirklich so einzigartig ist. Ich muss allerdings anmerken das ich keinerlei Hautprobleme habe. Im Bach und Schwimmbad schwimmen Tausende von kleinen sogenannten Doktor-Fischen, die Exzeme, Hautunreinheiten und Wunden reinigen.

Kangalfische oder Doktorfische genannt werden seit Jahrzehnten erfolgreich zur Behandlung von Hauterkrankungen, Ekzemen oder Schuppenflechte eingesetzt. Wie funktioniert das. Das Wasser ist nährstoffarm dadurch sind die Kangalfische ständig auf Nahrungssuche. Betreten Menschen ihr Revier, also das Thermalwasser indem sie schwimmen, stürzen sich die Fische auf diese „Beute“.  Wer erstmals in das Thermalwasser zu den Kangalfischen steigt, wird überrascht sein. An das Kitzeln gewöhnt man sich schnell,  dann bleibt das angenehme, wohlige Gefühl von wohltemperiertem Wasser und Fischen umgeben zu sein, die einen abknabbern. Das alles in freier Natur, umgeben von der Sonne und Natur.  Das Hotel ist spartanisch. Einige Moden und Veränderungen der Zeit erscheinen hier unvermeidlich wenn man ausländische Touristenbegeistern will. Neuerungen wie TV Shows mit Doktorfischen gibt es wird noch nicht. Dürfen die Behandlungen der Doktorfische auf Social Media Kanälen übertragen werden? Dürfen die Ergebnisse auf Videos gezeigt werden, ja all das will man und offensichtlich Geld verdienen. Ganz sicher ist man sich, das die Fische helfen werden.

Es bleibt abzuwarten wie sich der medizinische Tourismus nach Sivas entwickelt. Die Gäste sind bis jetzt türkisch. Einige haben deutsche Wurzeln und können auch mir übersetzen. Einige Anregungen wurden bereits kopiert und übersetzt. Und wenn die Enkel aus Deutschland sind, sagt mir der Übersetzer dann freuen sie sich das es hier weitergeht in die richtige Richtung.

Die geografische Lage zwingt die Region zur Offenheit.

Alles Gute, Sivas

Informationen:

http://www.ithts.org