Spitzengastronomie am Ku’damm in Berlin

Text: Jens Hoffmann  

Es ist kalt – es ist also genau der perfekte Zeitpunkt, in ein feines Restaurant zu gehen und sich etwas zu gönnen. 

Der Pandemie darf man gar nicht erst erlauben, sich aufs Gemüt zu legen, als Hedonist neige ich sowieso dazu das Leben immer zu genießen. 

Den Kufürstendamm streife ich entlang, die  glänzenden Schaufenster von Wempe, Occitane und den Fashion Labels lasse ich links liegen.

Sie alle sind hier angesiedelt, und es scheint, als wetteiferten sie um das „Schaufenster des Jahres“.  

Da ich im Cumberland zum Essen angemeldet bin, fällt das Flanieren aus.

Dienstlich essen hat immer Vorrang.

Ich nehme es vorweg, der Küchenchef Dennis Melzer ist mir aus meiner Heimat bekannt, er versteht es den Gast glücklich zu machen und den Teller perfekt anzurichten.

Er war Sous Chef im mit drei Sternen ausgezeichnete „Vendome“ im Schloss Bensberg bei Köln. Das sagt genug.

Es wird bestimmt bald ein Michelin-Stern über dem Haus Cumberland strahlen.  

Das Restaurant befindet sich in den Räumlichkeiten des früheren Café Grosz am Kurfürstendamm. Das Haus ist ein eindrucksvolles Gebäude. Eröffnet wurde es vor über hundert Jahren, in die Renovierung des Cafe Grosz sind einige Millionen Euro geflossen und man bemerkt es.

Hinter der Eingangstür und der Empfangsbar erwarten den Gast Marmor, Kunstwerke, Kristalllüstern und mit türkisem Stoff bezogene Sitzgruppen.

Das Haus und das Restaurant haben Stil, und für eine Auszeit vom Kudamm Shopping ein sehr guter Tipp.

Kurz, ein Speisesaal der mir gefällt. Ich fühle mich wie zu Hause.

Geschmackvolles Interieur mit weißen Tischdecken, grünen Sitzgruppen und schönem Geschirr mit Cumberland Logo.

Alles strahlt eine kühle Vornehmheit aus. Die Hipster halten sich noch fern.

Die Erwartungen an das bevorstehende Restauranterlebnis sind hoch. Dennis Melzer bei Joachim Wissler jahrelang die perfekte Vorgehensweise erlebt.

Jeder soll bestellen, essen was ihn glücklich macht. Gemacht!

Heute regiert Fleischeslust, auf der Karte stehen lackiertes Kalbsbries und Lamm.

Mit einem Champagner ging es los. Meine Leidenschaft für das Getränk wird am Tisch geteilt, auch wenn er offensichtlich nicht im offenen Ausschank angeboten wird, wie in anderen Häusern in den großen Metropolen. 

Es folgt ein viergängiges Dinner. Wir lassen uns dazu von Sommelier Steve Hartzsch – mir gut bekannt aus dem Cinco von Paco Perez – aufregende Weine servieren. 

Die Weinauswahl und die Gespräche mit dem Sommelier machen immer Spaß. 

Das Dinner beginnt mit einem Amuse Gueule, einer Gazpacho mit Hamachi (Seriola), ein in Japan beliebter Sushi-Fisch und Kopfsalat. Ein gelungener, außergewöhnlicher und frischer Start. 

Ich greife heute -ausnahmsweise- beherzt zu beim duftenden Brot vom Domberger Brotwerk aus Moabit.  

Die perfekt angeordneten Gerichte zeugen von viel Fantasie, ohne den Ursprungsgeschmack zu verlieren. Es folgte eine schöne Königskrabbe mit Quinoa und Romescocreme.

Lackiertes Kalbsbries mit Kürbis und Citrus.

Das Kalbsbries war ein schöner Genuss.

Jeder Teller ist für sich genommen ein kleines Kunstwerk.

Danach der Lammnacken, klar differenzierbare Aromen, eine schöne Kombination mit den Bohnen, das durch die hervorragende rote Weinbegleitung eine feine Nuance erhielt.

Das süße Finale Blaumohn, Rote Paprika und Honigmelone war ebenfalls innovativ und geprägt von Leichtigkeit.

Dann wurde zu meiner großen Überraschung ein Käsewagen herangefahren. Lange nicht mehr erlebt.

Wieder etwas Brot. Ja, bitte. Das fällt noch leichter zum Käse – Brot und Käse sind eine geschmackliche Einheit die Spaß gemacht hat.

Wir tranken weiter schöne Weine von Sauvignon Blanc über Pinot Noir.

Die Erfahrung zeigt, je voller ein Restaurant ist, desto leichter fällt es dem Team konzentriert zu arbeiten, so als würde alles wie von selbst geschehen, ganz selbstverständlich. So war es heute.

Der Espresso wird in einer Art Teetasse serviert, gewöhnungsbedürftig, hat aber gut geschmeckt, unter den Teller und Tassen befindet sich das Logo des Hauses und Restaurants. 

Fazit: Nur wenige Komponenten wurden hier auf einen Teller zusammengebracht. Den Trend des „kulinarischen Pointilismus“ macht Dennis Melzer nicht mit; seine Speisen sind angenehm kraftvoll und sinnlich – optisch wie geschmacklich.

Nach fünf Stunden verlasse ich das Cumberland glücklich und beschwingt. 

Ein wunderbares Dinner, das Restaurant kann ich wirklich empfehlen. 

Informationen:

Restaurant Cumberland

Kurfürstendamm 194

10707 Berlin, Dienstag bis Sonnabend 12 bis 24 Uhr.

https://plus.tagesspiegel.de/berlin/cumberland-am-kudamm-neue-spitzengastronomie-belebt-die-raume-des-grosz-wieder-305758.html

Photos: Bernd Matthies & Jens Hoffmann