Die besten Restaurants und Bars der Stadt

Überraschen, erinnern, inspirieren und verwöhnen. Berlin ist sexy und isst gerne.

Text: Jens Hoffmann

Genau darum ging es in der „Hall of Taste“ im S-Bahnwerk Schöneweide.

Die Berliner Meisterköche-Jury ehrte die Preisträger, die die Lebendigkeit, Genussfreude und Kreativität der Stadt widerspiegeln.

Die Preisträger in den Kategorien des Jahres 2022 „Berliner Meisterkoch“, „Aufsteiger des Jahres“, „Berliner Gastgeber “, „Berliner Szenerestaurant “, „Berliner Kiezmeister“, „Berliner Barkultur“ und „Gastronomischer Innovator“ wurden ausgezeichnet.

Die Qualität und Vielfalt der Gastronomieszene in Berlin ist Magnet für Gourmets aus aller Welt.

Die Hauptstadt hat sich über die Jahre zur Foodie-Metropole entwickelt, und daran haben nicht zuletzt die Berliner Meisterköche einen großen Anteil. Sie sind kulinarische Trendsetter und auch wichtige Botschafter der Stadt. (O-Ton Dr. Franzke / Berlin Partner)

Eingedeckt, gleich geht es los.

Der „Berliner Meisterkoch 2022“ wurde Jonas Zörner aus dem Restaurant „Golvet“.

Es klingt so: Manche Restaurants besucht man hauptsächlich wegen des exzellenten Essens, manche wegen der außergewöhnlichen Weinkarte oder Getränkebegleitung durch die Bar. Das Pairing ist halt wichtig.

Bei anderen ist es der spektakuläre Ort, der einen magisch anzieht wie im „Ultraviolet by Paul Pairet“ in Shanghai.

Selten, wenn all das auf einmal zusammenkommt. Im Golvet ist das der Fall.

Die Konkurrenz für den Berliner Meisterkoch war groß, aber Jonas Zörner hat seinen Stil gefunden und er strotzt nur so vor eigenen Ideen, ist dabei aromatisch und texturell treffsicher.

Ob das nun eine Umamibombe wie die geröstete Auster mit Haselnuss, Verbene und Kaviar ist. Oder eine Waldpilz-Consommé mit eingeweckten Pilzen aus dem Umland.

Zörner kocht naturnah und nachhaltig. Im Golvet haben sie während des Lockdowns einen Dachgarten angelegt, um  den sich das Team kümmert: Shiso, Steinklee, Baumspinat-Blüten, Kräuter und Gemüse kommen frisch geerntet und ohne Verpackung von dort.

Aufsteiger des Jahres 2022

Diese Auszeichnung bekommt Christoph Kujansky aus dem Pots im Ritz Carlton

Individuelle Kochkunst ist es, die begeistert und glücklich macht. Es klingt so:

Samtig zarte Entenleber kombiniert er mit Brandenburger Büffelmozzarella, geröstetem Kürbis, Kürbiskernpesto und Schinken-Sud. Ostsee Kabeljau wird mit Blutwurst und Spreewaldgurke zum Genuss.

Omas Milchreis verfeinert er mit Knollensellerie und Goldparmäne. Nichts an Christopher Kujanskis Gourmetküche wirkt altbacken, abgehoben oder auch gewollt.

Scheinbar spielerisch gelingen aromenstarke Kreationen mit stabiler klassischer Basis, die aus dem reichen Repertoire der Küchen Mitteleuropas schöpfen. Nach seiner Ausbildung im Berlin Capital Club, kochte er mit Joachim Wissler im Vendôme und war Souschef im Facil im The Mandala Hotel.

Den Herd in Dieter Müllers POTS im The Ritz-Carlton am Potsdamer Platz übernahm er 2020 inmitten einer Umbruchphase, bei der auch Konzeptküche zur Debatte stand.

Gastgeber 2022 – Fabian Fischer

Er hat dem Restaurant „Bricole“ von Anfang an seinen Stempel aufgedrückt. Er ist Patron, Gastgeber und Sommelier in einem – und damit Herz und Seele des zauberhaften Restaurants in Prenzlauer Berg. Und das ist auch richtig so, denn mit Souveränität und Lässigkeit findet Fabian Fischer immer das Beste für den Gast, der sich unbeschwert dem kulinarischen Treiben im Bricole hingeben kann.

Während des Lockdowns startete Fabian Fischer den To-Go-Verkauf „Feinkostwirtschaft“: Vom geöffneten Fenster mit improvisierter Theke bot er deftiges Soul-Food an wie Köngisberger Klopse, Bouillabaisse oder Ententerrine – seitdem ist das Bricole für viele ihr Lieblingsrestaurant im Kiez. Die Erfahrung als Gastronom hat er sich in den Szene-Restaurants Borchardt, dem Café am Neuen See und dem Grosz geholt. Von dort hat er diesen unnachahmlichen Charme mitgebracht, den er jetzt im Bricole von Herzen versprüht und der jeden Gast immer wieder zurückkehren lässt.

Szenerestaurant 2022 -Frühstück 3000

Nach einem Jahr mit ihrer gleichnamigen Pop-up-Reihe in wechselnden Berliner Spitzenrestaurants haben Maximiliane Wetzel, Lukas Mann und Martin Pöller im Oktober 2020 in Schöneberg ihren ersten eigenen Laden eröffnet. Mit dem Konzept eines Fine-Dininig-Frühstücksrestaurants haben sie damit nicht nur eine Marktlücke erschlossen, sondern auch einen ganz besonderen Ort geschaffen. Ihr Erfolgsrezept: Drei leidenschaftliche Gastronom:innen mit Sterne- oder Luxushotelvergangenheit, die ihre Selbstständigkeit lässiger, aber nicht weniger hochwertig gestalten, dazu die Lage im Regenbogenkiez. Die Einrichtung in Blau- und Grüntönen mit  Holzelementen, warmem Licht und Discokugel auf der Toilette macht jeden Tag sonntäglich gemütlich, der Service ist perfekt und gleichzeitig entspannt, das Publikum unaufgeregt divers, die Stimmung
schon am Morgen flirrend ausgelassen. Auf der Karte ist vom Free-Flow-Champagner-Menü  bis zum Birchermüsli an jeden Geldbeutel gedacht.

Berliner Kiezmeister 2022 ist das Wen Cheng im P-Berg

Berlin hat 18 Ein-Sterne-Lokale, fünf Zwei-Sterne-Restaurants und ein Drei-Sterne-Restaurant. Aber genau wie diese Höchstleistungen die kulinarische DNA der Hauptstadt ausmachen, tun es auch die kleinen Imbisse und Restaurants von Menschen und deren Kindern, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind.

Und Berlin ist verrückt nach authentischen chinesischen Nudeln – bei „Wen Cheng“ schmecken sie so gut, dass sich Berliner:innen und Touristen gerne anstellen – ohne Anstehen vor einem der zwei
Läden in Prenzlauer Berg gibt’s gar keinen Tisch.
Auf der Speisekarte von „Wen Cheng“ stehen dicke Nudeln aus der nordchinesischen Provinz Shanxi. Gäste können zuschauen, wie die sogenannten „Biang Biang“-Nudeln handgezogen
werden: Ihr Name leitet sich aus dem Geräusch ab, das die Teigstränge machen, wenn sie auf den Küchentresen klatschen. Serviert werden sie mit einer nussig-würzigen Sojasauce, schwarzem Essig,
Szechuan-Pfeffer, Chilliöl und Fleisch oder Aubergine. Innerhalb von zehn Minuten steht das Gericht auf dem Tisch – und kostet keine zwölf Euro.
Berlin ist sexy, arm und international.

Berliner Barkulur „Velvet Bar“

Viele Zutaten aus der Region, zum Teil gar aus dem Kiez, das Arbeiten mit der Saison, Tradition trifft Trend, alte Zubereitungs- und moderne Küchentechniken gehen
Hand in Hand: Das „Velvet“ funktioniert wie ein regional-saisonales Fine-Dining-Restaurant, nur dass es hier eben um „fine drinking“ geht. Und wie fein: sensationell und innovativ im Glas, unprätentiös und herzlich im Service – dieser Ort ist ebenso eine Spitzenbar mit internationalem Renommee wie eine Neuköllner Divebar. Ein Ort, der schon von außen Lust darauf macht, hineinzutauchen – wenn man von der Straße aus durchs Fenster, durch das Rückbuffet, über den Tresen hinweg in die abendliche Szenerie hineinblickt und manchmal gar nicht anders kann, als ein Teil davon zu werden: Wo gibt es das schon? „Heute Nacht spielen wir wieder erste Liga. Das wird ganz
groß“ gilt im „Velvet“ Abend für Abend. Gäbe es Sterne für Bars, hinge hier wohl mindestens einer an der Wand.

Gastronomischer Innovator 2022 Cookie

,Cookies Cream, Crackers – Name und Orte stehen weltweit für Berlin. Cookie selber, den Macher dahinter, kennen nur wenige. Heinz Gindullis, genannt Cookie, bleibt gern im Hintergrund. 1992 kam er aus London nach Berlin, zog nach Mitte, war Küchenhilfe, Barkeeper. Berlins vergessene Orte, die es so in keiner Metropole gab, faszinierten
ihn. Als „Cookies“, als Club mit Küche und legendären Partys, führte er sie vor und war so nicht nur Mitbegründer von Berlins Nachwende-Mythos, mit seiner Idee des „Cookies Cream“, des vegetarischen Restaurants und Sahnehäubchens zur jeweiligen Club-Location (Cookie ist Vegetarier), stellte er zusätzlich die Weichen für Berlins gefeierte Gemüseküche. Siebenmal zog man um.
Hinzu kam das „Crackers“, das Restaurant auch mit Fleisch und Fisch. Wer heute Cookies Welt im gut versteckten, geheimnisvollen Betonbau noch aus DDR-Zeiten betritt, erlebt wie in einer Zeitkapsel eine andere und magische Welt. Vielfalt, Miteinander, positives Denken und Optimismus zu erhalten und zu verbreiten, sei für ihn, sagt Heinz Gindullis, bei allem immer Triebfeder. Sein „Cookies Cream“ mit Stephan Hentschel am Herd ist heute Deutschlands einziges mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete vegetarische Restaurant, das „Crackers“ für viele kosmopolitisches Aushängeschild der Stadt, frisch eröffnet ist die Bar.

Viel Neues hat sich im Format der Berliner Meisterköche getan: In einer außergewöhnlichen Location, dem S-Bahnwerk Schöneweide, wurde in diesem Jahr mit der „Hall of Taste“ eine besondere Idee umgesetzt. Erstmalig wurde das Beste aus allen drei Berliner Meisterköche-Konzepten „Gala Diner“, „Walk of Taste“ und „Place to Taste“ in einem Event vereint. In nachgebauten Pop-up Restaurants
der Preisträger des vergangenen Jahres wurden die 300 geladenen Gäste von diesen bekocht. Mit jedem neuen Gang wurde die Lokalität gewechselt.

Und auch von den Juroren gibt es dieses Jahr News zu berichten: Tina Hüttl und Dr. Stefan Elfenbein leiten die Jury als Doppelspitze.

Die Jury:

▪ Dr. Stefan Elfenbein, Vorsitzender der Jury, Autor für die Magazine „Der Feinschmecker“
und „FOODIE“
▪ Tina Hüttl, Vorsitzende der Jury, Berliner Zeitung
▪Prof. Dr. Dieter Großklaus, „Chaîne des Rôtisseurs“ (Ehrenpräsident, ohne Stimmrecht)
▪ Stefanie Hofeditz, freie Redakteurin / Journalistin, B.Z., BILD, Ich&Berlin

▪ Nikolas Rechenberg, Gourmetwelten
▪ Annika Schönstädt, freie Journalistin


▪ Dr. Erwin Seitz, freier Journalist, Buchautor und Gastronomiekritiker
▪ Jan-Peter Wulf, Fachjournalist und Gründer nomyblog

Die bisherigen Preisträger der Berliner Meisterköche seit Beginn der Ehrung im Jahr 1997 werden in einer Chronik kommuniziert.

Cheers.

Historie: Seit 1997 zeichnet Berlin Partner jährlich die besten Köche der Hauptstadt aus. Mit der Ehrung der Berliner Meisterköche profiliert Berlin Partner die gehobene Restaurantkultur und die Vielfalt der
Gastronomieszene der Hauptstadt als wichtigen Wirtschaftsfaktor und Aushängeschild der Stadt. Mehr als 140 Köche und Gastronomen wurden bisher in den verschiedenen Kategorien der Berliner Meisterköche ausgezeichnet. Zu den ehemaligen Preisträgern gehören unter anderen Sonja Frühsammer, Tim Raue, Daniel Achilles und Sebastian Frank.