Der 88 Jahre alte König starb im Siriraj-Krankenhaus in Bangkok.

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Bhumibol hatte vorwiegend repräsentative Aufgaben, doch hatten Palast und Kronrat großen politischen Einfluss. Keine Regierung konnte sich ohne das Wohlwollen des Königs lange halten. Der König war seit mehr als 70 Jahren im Amt und damit der am längsten amtierende Monarch der Welt.

Er wurde wie ein Gottkönig verehrt.

Das buddhistische Königreich in Südostasien mit fast 70 Millionen Einwohnern dürfte vor großen politischen Umwälzungen stehen. Die rund 30 Millionen Touristen, die jedes Jahr kommen, sollen davon aber unberührt bleiben, wie die Behörden versichern.

Thailands Gesellschaft ist seit vielen Jahren -politisch- tief gespalten. Auf der einen Seite stehen die so genannten Gelbhemden. Sie geben sich als Monarchietreue, die die alte Ordnung, in der wenige einflussreiche Familien die Geschicke des Landes bestimmten, aufrecht erhalten wollen. Auf der anderen Seite stehen die Rothemden, unterstützt vor allem von der ärmeren Bevölkerung, die mehr Mitsprache und eine Politik zur Forderung der Armen fordern.

Beide Seiten werfen sich maßlose Korruption vor. Mit Demonstrationen und Blockadeaktionen haben beide Lager die jeweils andere Regierung immer wieder unter Druck gesetzt und deren Sturz herbeigeführt.

Die politische Konstante war immer König Bhumibol.

Er hat den Thron seit 1946 inne, das Volk ist mit ihm aufgewachsen. Er war immer schon da, unangefochten an der Staatsspitze, solange die Menschen denken können. Er musste in den vergangenen Tagen mit anschauen, wie Demonstranten in roten Hemden durch Bangkok zogen und den Rücktritt der königstreuen Regierungen forderten. Rote Hemden im gelben Land. Das war die Farbpalette der Auseinandersetzung. Gelb ist die Farbe des Königs. In Thailand gehört zu jedem Wochentag eine Farbe, der Montag ist Gelb, und weil Bhumibol an einem Montag geboren wurde, ist Gelb die Farbe der Krone. Also badete Thailand 63 Thronjahre lang im Bhumibol-Gelb. Jeder hat etwas Gelbes: ein Polohemd, ein Armband, eine Fahne oder ein T-Shirt.

Viele tragen es jeden Montag, an Feiertagen tragen alle Gelb.

Und dann forderten plötzlich 100.000 Menschen in Rot den Rücktritt einer gelben Regierung. Und auch die Roten versichern, königstreu zu sein.

Denn der König war der einzige, auf den sich alle in Thailand einigen können.

Der verstorbene König Bhumibol war Jurist, Politologe, Fotograf, Jazzsaxophonist – ein eleganter, schmächtiger Mann mit schmalem Gesicht. Seine Majestät war stets bedacht und trat ernst auf.

1927 in den USA geboren als Abkömmling von Thailands königlicher Mahidol-Familie. Die Eltern brachten ihn für sechs Jahre nach Thailand und dann in die Schweiz, wo er Schule und Universität absolvierte.

Sein Bruder wurde als Kind zum König ernannt, doch der starb kurz vor seiner Krönung im Königspalast durch einen Pistolenschuss. Es wurde nie geklärt, wer schoss. „Als ich kam, war er tot“, sagte Bhumibol, der an dem Tag auch im Palast war. Stunden später trat er, 18 Jahre jung, als König an die Stelle seines Bruders. Bhumibol, auch Rama IX. genannt, ist neunter Regent der Chakri-Dynastie, die den Thron seit dem 18. Jahrhundert besetzt.

Als Bhumibol in den fünfziger Jahren als junger König auftrat, war Thailands einst allmächtiges Königshaus am Boden. 1932 war die absolute Monarchie per Revolution nach einem unblutigen Staatsstreich durch eine konstitutionelle ersetzt worden. Das Militär hatte das Sagen, die Krone nur noch zeremonielle Bedeutung. Doch Bhumibol erwies sich als Taktierer, er konnte die Krone wieder an Staatsfirmen beteiligen. Durch Inlandsreisen gewann er die Gunst des Volkes, meist arme Bauern. Als erster König Thailands stapfte Bhumibol in Gummistiefeln und mit hoch gekrempelten Ärmeln durch schlammige Reisfelder und über Hühnerfarmen. Er fotografierte, machte Notizen, entwarf Bewässerungssysteme, gab Saatgut und Futter. Bhumibol arbeitete hart, wollte, dass es den Menschen besser gehe. Dabei profilierte er sich enorm. Das Volk sah einen engagierten Mann, dem offenbar vor allem eines am Herzen lag: das Wohl Thailands. Mit dem Volk im Rücken gelang es Bhumibol, die wieder gestiegene Bedeutung der Krone zu formalisieren. Immer neue Verfassungen gaben dem Königshaus immer mehr Gewicht. Bald kam niemand in Wirtschaft, Politik und Militär mehr an dem Monarchen vorbei. Die ersten 25 Artikel der Verfassung garantieren Unantastbarkeit. „Niemand soll den König jeglicher Kritik oder jeglicher Anschuldigung aussetzen“, steht da.

Der König ist Hüter des Buddhismus, „verehrende Anbietung“ ist Pflicht. Auf Majestätsbeleidigung steht Gefängnis.

Rituale sind Pflicht. Alle Thais müssen jeden Morgen und jeden Abend stillstehen, wenn überall im Land die Hymne des Königreiches erschallt. Täglich zeigt das Fernsehen kurze Filme oder Fotos, die den König zeigen. Jeder Kinostreifen läuft erst nach einem Kurzfilm an, der Bhumibol glorifiziert. Während der Königsfilm läuft, müssen sich die Menschen im Kinosaal erheben. Bhumibols Geburtstag sowie sein Hochzeitstag sind nationale Feiertage, monatelange Festivitäten begleiten runde Thronjubiläen. Alle Untertanen werfen sich vor Mitgliedern der Königsfamilie auf den Boden, küssen Füße und trauen sich keinen direkten Blick. Bhumibol soll ein Mal fast ertrunken sein, weil niemand sich traute ihn zu retten, da man den König dabei hätte berühren müssen.

Thailand ist laut Verfassung eine „Demokratie mit dem König als Staatsoberhaupt“. Öffentlich, demonstrativ bescheiden wie immer, sagt Bhumibol: „Sollten die Leute mich nicht wollen, können sie mich herausschmeißen.“ Der König ist fehlbar.“ Dabei hat er abgesegnet, dass Kritik an ihm mit Gefängnis bestraft wird. Ausländer, die wegen Majestätsbeleidigung zu Gefängnis verurteilt wurden, hat Bhumibol öfter begnadigt.

Bhumibol umgab sich früh mit Generälen, das Militär stürzt regelmäßig mit seinem Segen demokratisch gewählte Regierungen. Seit Einführung der konstitutionellen Monarchie im Jahr 1932 herrscht in Thailand ein erbitterter Machtkampf, seitdem gab es 19 Staatsstreiche, 18 Verfassungen und 27 Premiers. Unter Bhumibol vergingen nie mehr als fünf Jahre ohne Putschversuch. Das Militär beansprucht Einfluss auf die Politik und setzt den mit Waffengewalt durch. König Abduljadeh Bhumibol scheint das zu akzeptieren. Im Gegenzug schützen Generäle offenbar den unantastbaren Status der Krone. „Wir bleiben in der Mitte, neutral, im friedlichen Nebeneinander mit allen“, sagte Bhumibol zwar.

2006 beseitigte ein Staatsstreich einen demokratisch gewählten Premier: Thaksin Shinawatra.

König Abduljadeh Bhumibol von Thailand: ein vom Volk geliebter Monarch, an seiner Seite die Königin Sirikit.So sehen ihn all jene, die davon überzeugt sind, dass Bhumibol den Menschen Halt gibt und Thailand vor noch schlimmerem Unheil bewahrt. So in den siebziger und neunziger Jahren, als Soldaten auf Demonstranten schossen, die Demokratie forderten. König Bhumibol – sein Wort ist stärker als jedes Gesetz – mahnte Zurückhaltung an. Und sofort wurde es ruhig. 1992 unterstützte er den Übergang von militärischen zu zivilen Regierungen.

König Bhumibol von Thailand: ein Herrscher, der im Hintergrund die Fäden immer so zieht, dass er über den Dingen und die Monarchie unumstritten bleibt. So sehen ihn all jene, die davon überzeugt sind, dass Bhumibol und seine Generäle Thailands Entwicklung zu einer modernen Demokratie absichtlich verhindern.

Bhumibol musste den Staatsstreich von 2006 nicht akzeptieren, von dem sich das Land bis heute nicht erholt hat. Doch der König empfing die Putschisten. Seine Majestät hätte Ende 2008 Besonnenheit anmahnen können, als in Bangkok Menschen bei Straßenschlachten starben und Hunderttausende festsaßen, weil Demonstranten Flughäfen blockierten. Doch der König schwieg damals.

Nun ist König Bhumibol verstorben.

Wird Bhumibols einziger Sohn, Kronprinz Vajiralongkorn, übernehmen? Der Kronprinz fiel durch Eskapaden auf, lebt im Ausland und ließ sich mehrmals scheiden.

Das Volk respektiert Vajiralongkorn nicht.

Vajiralongkorn verbringt viel Zeit in München, weil sein jüngster Sohn Dipangkorn Rasmijoti in Bayern zur Schule geht. Von der Mutter hat der Kronprinz sich 2014 scheiden lassen. Er hat sieben ältere Kinder mit zwei weiteren Ex-Frauen.

Es bleibt spannned in Thailand. Es wird zunächst ein Jahr getrauert und kein neuer König benannt.