Aus der Reihe: Big Data – Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft 

Heute: Telematik: Der digitale Schritt in der individuellen Risikobewertung der Kfz-Versicherung

Von Jens Hoffmann

Die Versicherungswirtschaft schreitet voran, alles kommt in die Cloud und es gibt den Telematik-Tarif. 

Was bedeutet das?

Der Kunde zahlt weniger Geld für seinen Versicherungsschutz, nimmt aber in Kauf das die Versicherung sein Fahrverhalten analysiert.
Kein Problem, 80 % der deutschen Autofahrer hielten sich sowieso für perfekte Fahrer, meint Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied beim Versicherer HUK-Coburg.

Über 200.000 seiner Kunden haben deshalb Telematikverträge abgeschlossen, dies hat ein „Big Data Volumen“ von zwei Milliarden Kilometern eingebracht.

Das klingt nach viel Arbeit. Stimmt! Nach der Evalution gelangte die HUK Coburg zu dem Ergebnis, dass bei Telematikverträgen die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls um 20% sinkt. 

Das klingt erstmal gut. Aber wie funktioniert die Erfassung?

Verantworllich ist ein Databox- Lesegerät, welches die Fahrdaten übers Smartphone mit den Geodaten abgleicht. 

Die Versicherung weiß dann, ob der Kunde wirklich verkehrsgerecht fährt. Über eine App bekommt der Fahrer die Bewertung seiner Fahrweise übermittelt. 
Noch sind die Sensoren aber nicht alle verknüpft, noch werden die Daten intern bei den Herstellern ausgewertet.

Und doch besteht der Verdacht, das man mit den Daten Geschäfte treibt.

Sven Hammerschmidt, Referatsleiter beim Bundes-Datenschutzbeauftragten, unterstreicht die Gefahr des gläsernen Menschen. Der Fahrer müsse sich darauf verlassen können, dass niemand mit seinen Daten mehr anstelle als verabredet. 

So weiß man keine Antwort auf die Frage, was geschieht, wenn zum Beispiel die Staatsanwaltschaft die Herausgabe der Daten verlangt. 

Weder der Autohersteller, noch die Versicherung werden sich dann weigern können die Daten herauszugeben.

Eigentlich alles kein Problem, wenn die Daten alle gelöscht werden. 

Stimmt, aber die Versicherung wird die Daten aufheben müssen, auch um sie auszuwerten, da sie eine Grundlage für ihre Rabatt-Entscheidung braucht. Wenn der Kunde genau wisse, wofür er mit seinen Daten den Rabatt erkaufe, dann sei das Geschäft in Ordnung. 

Transparenz schaffe Vertrauen, diese Grundsatz fand bei allen Beteiligten Zustimmung. Allerdings blieb die Frage :Wie kann ein Versicherungskunde angesichts von Telematik, Algorithmen, Geschäftsbedingungen etc. den Durchblick erhalten.

Und letztendlich zu einer vernünftigen Entscheidung gelangen?

Der Einzelne wird diese Transparenz nicht erleben, denn mit seiner Versicherung hat der Kunde nur Kontakt, wenn er einen Schaden erlitten hat oder seine Rechnung bezahlen muss. 

Das stimmt wohl, aber die HUK Coburg will Vertrauen schaffen und Kunden gewinnen. Sie ist bereit Rabatte bis zu 30 Prozent zu gewähren und die Kundendaten vertrauensvoll über die Telematik App pflegen. 

Fazit: Es bleibt spannend. Big Data wird uns noch länger beschäftigen.

Ich freue mich auf den Goslar Diskurs 2021.