Das Reisen an sich gerät ja leider mehr und mehr zu einem simplen Transport von A nach B, nach dem Motto: Fliegen ist das neue Busfahren. Wer auf ein wenig Abenteuer beim Unterwegssein nicht verzichten möchte, wählt eine Route via Fiumicino: Es führen zwar bekanntlich alle Wege nach Rom, nicht aber unbedingt von dort fort. Zumindest gilt das für Gepäckstücke aus meinem Haushalt. Aber alles der Reihe nach.
Das Forte Village liegt im Süden Sardiniens, etwa 40 Kilometer vom Flughafen Cagliari entfernt. Die Stunde Fahrt, die es braucht, um von dort die Küstenstraße entlang zum Resort zu fahren, öffnet dem Gast die Augen für Schönheit der Insel – eigentlich. Der Chauffeur tat sein Bestes, um mich aufzumuntern, hatte ich doch gerade meine Koffer als vermisst gemeldet. Zugegeben, Vertrauen in die Abfertigung in Fiumicino hatte ich eh nicht gehabt; gegen soviel Chaos herrscht in Heathrow eine Ordnung deutscher Ausprägung. Also kam ich an – die Luft war lau, die Sonne ging langsam unter – und ich hatte schlechte Laune.
Irgendwann öffneten sich für mich zum ersten Mal die Tore zum Forte Village, über das ich bereits im vergangenen Jahr schon einmal berichtet hatte. Nun war ich sehr gespann, inwieweit sich Verheißung und Erfahrung decken würden. Privat bin ich kein Freund von Resorts. Der Gedanke, ich muss mich in einem abgezirkelten Bereich bewegen, bereitet mir ein leichtes Unwohlsein, aber ich bin auch nicht der typische Gast. Hier verbringen Menschen ihren Urlaub, die für ein paar Wochen im Jahr mal keine Fans oder Paparazzi um sich haben wollen und die auf „Sehen und Gesehen werden“ nur zu gerne verzichten.
Das Areal beherbergt von der Architektur und vom Interior her sehr unterschiedliche Hotels, Villen und Bungalows, dazu alle möglichen Sportanlagen und 21 Restaurants, die sich harmonisch platziert inmitten eines wunderschönen, riesigen Parks befinden. 70 Gärtner sind hier ständig im Einsatz und pflegen Palmen, Bäume und ein Meer aus Bougainvillea. Dazwischen verlaufen labyrinthartig die Straßen des Resorts, auf denen eine Armada aus Golfcars hin- und herflitzt. Als Neuankömmling fühlt man sich ein wenig wie in ein Wimmelbuch katapultiert und nicht von ungefähr befinden sich an jeder Ecke Pläne zur Orientierung. Doch dafür hatte ich noch keinen Sinn. Vielmehr registrierte ich die freifliegenden Papageien und ließ mich von einem der E-Cart Fahrzeuge zu meinem Bungalow im Bereich „le Dune“ bringen.Die Geschichte mit dem vermissten Koffer hatte meinen Zeitplan durcheinandergebracht, die Kollegen warteten schon im Belvedere. Der sardische Chef Antonello Arrus hat dem Restaurant jüngst einen Michelinstern erkocht und so war das Dinner – wie nicht anders zu erwarten – wirklich köstlich. Gegen Mitternacht und zurück im Bungalow musste ich dann feststellen, dass das Gepäck immer noch nicht da war. So erwies sich die Cuvée Prestige von Ca‘ Del Bosco aus Franciaforte als echter Seelentröster und mit einem Gläschen am Pool des Hauses ließ ich meinen ersten Abend in Sardinien ausklingen.
An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der Entstehung des Resorts. Seine Anfänge hatte es in 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, als der britische Lord Charles Forte – eine Legende des internationalen Hotelbusiness – dieses Hideaway gründete. Lange Zeit war es das Aushängeschild der Forte Group, bis die Anlage 2007 an italienische Investoren verkauft und sukzessive modernisiert und erweitert wurde. Was an anderen Standorten mißlang, ist Lord Forte und seinen Nachfolgern auf Sardinien geglückt: Die Region wurde sanft erschlossen, hier gibt es keine Bettenburgen oder Ähnliches. Auch heute sind die Auflagen streng: Neubebauung ist erst ab zwei Kilometer Luftlinie vom Meer erlaubt (und kommt damit für die Anlage nicht in Frage) und für jedes neue oder vergrößerte Zimmer muss irgendwo im Resort ein Rückbau stattfinden. Exklusivität hat eben auch seine guten Seiten.