Aus der Reihe „Unterwegs in Europa“
Heute: „Slow Travel“ in Friesland
Text. Jens Hoffmann
Noch nie dagewesen? Ging mir bis vor Kurzem auch so.
Nun führte mich eine Reise auf den Deich in Moddergat im Nordosten der niederländischen Provinz Friesland.
Ich hatte endich die Möglichkeit einen genaueren Blick über die Grenze zu werfen und etwas über die Geschichte des Ortes zu erfahren.
Eine riesige Sturmflut hat im Jahr 1888 den Ort erfasst, viele Menschen sind gestorben, alles wurde vom Hochwasser überspült.
Natur pur, eingebettet in die charakteristische friesische Landschaft.
Friesland strahlt eine besondere Ruhe aus.
Die Menschen leben im Einklang und Harmonie mit der Natur, diese Stimmung überträgt sich auch auf unsere Gruppe.
Die Tour am und auf dem Wattenmeer war wirklich interessant und hat viel Spaß gemacht.
Die einzigartigen Naturgebiete vor dem Deich mit ihren ausgedehnten Marschen, Sommerpoldern, Salzwiesen und alten Schlickfeldern, sind einen Besuch wert.
Man sollten einfach die geschützte Landschaft respektieren und sich an ihr und der Ruhe erfreuen.
Zurück zum Start, los ging es in der Universitätsstadt Groningen.
Groningen hat viel Charme, Grachten mit Hausbooten, schmale Häuschen mit bodentiefen Fenstern, das Flair entspannter Weltläufigkeit und unzählige Fahrradfahrer.
Welche ist die fahrradfreundlichste Stadt der Welt?
Seit langem verucht man diese Frage zu beantworten.
Es geht dabei um die Bemühungen von Städten, das Fahrrad als praktikables Verkehrsmittel zu etablieren.
Einrichtungen wie Parkhäuser für Fahhräder werden belohnt.
Groningen besitzt eine Menge Parkhäuser nur für Fahrräder, eins davon befindet sich direkt am Hauptbahnhof.
Unsere Reise führt uns weiter entlang der Küste des Wattenmeeres.
Zum Ems Hotel in Delfzijl.
Das Ems Hotel steht auf Pfählen, die im Wattboden verankert sind, einige Meter über dem Wat.
A room with a view direkt am Wattenmeer.
Mir gefällt es, ich fühle mich direkt wohl.
Vom Hotelzimmer betrete ich den Balkon.
Aber wo ist das Meer?
Es hat sich gerade zurückgezogen, Wattlandschaft pur.
Zwei Mal am Tag fällt bei Ebbe das Watt trocken, um dann wieder vom Meerwasser überflutet zu werden.
Viel Ruhe, Möven kreisen über dem Watt.
Das Wattenmeer prägt die gesamte Küstenlandschaft von Friesland und die Bucht von Watum.
Am Zipfel des Wattenmeeres in Dollart geht es weiter.
Hier mischt sich das Salzwasser der Nordsee mit dem Süßwasser der Ems.
„De Kiekkaaste“ (Photo obben) ist ein Vogelbeobachtungshäuschen auf Stelzen.
Unzählige Vogelarten wie Wildgänse, Rohrammer, Schilfrohrsänger und Habichte gibt es von hier aus zu entdecken.
Nachhaltigkeit und Biodiversität pur, Vogelgesang begleitet uns auf dem langen Spaziergang über einen Holzsteg durchs Schilf und Reet.
Das Wattenmeer erstreckt sich über eine Vielzahl von Übergangszonen zwischen Land und Meer, Seegraswiesen und Schlick.
Tausende Gänse kommen jedes Jahr im Herbst um sich in den fruchtbbare Salzwiesen vor dem Wattenmeer satt zu essen und den Nachwuchs auszubrüten
Ich verliebe mich in Friesland, ein Naturparadies für Slow Travel Liebhaber und Muschelsammler.
In den letzten Jahren sind neue weitgereiste Muscheln hinzukommen, die Muscheln auf dem Photo stammen von den Philippinen.
Brutal lokal geht es weiter.
In Bad Nieuweschans besuchen wir „De Graanrepublik“ eine Kooperative der lokaken Bauern.
Nachhaltiger Ackerbau, Getreide und Kartoffeln werden zu genussvollen Produkten verarbeitet.
In einem Loft wurden früher die Lokomotiven gewartet, nun wird lhier gebacken, Craft Bier, Gin und Whisky hergestelt.
Die Betreiber haben sich das Ziel gesetzt die Böden optimal zu nutzen und Lebensmittel mit feinem Geschmack zu produzieren und das ist ihnen gelungen.
Im „Proeflokaal“ der „Republikk“ wurde für uns ein feines, veganes, nachhaltiges Dinner zubereitet.
Wow, lecker wars.
Gut geschlafen habe ich auch.
In der Ems-Dollart Region wird gewandert und geradelt, wunderbare Sichten auf die Weiten des Wattmeeres, und Träume auf eingedeichtem Land sind inklusive.
Der Ziltepad Wanderweg führt entlang einiger historischer Kirchen.
Im Jahr 2023 wurde dieser Wanderweg an der Wattenküste eingerichtet.
Der Ziltepad führt vorbei an Dörfern und jahrhundertealten Kirchen von Oostrum bis nach Hornhuizen in Groningen.
Die Kirche in Dokkum besuchten wir, hier wurde der Missionar Heilige Bonifatius von den Friesen umgebracht.
Zu seinen Ehren wurde die Bonifatius-Kapelle (1934) im neoromanischen Stil erbaut.
Sie gleicht einem Amphitheater, das im Halbrund um einen Lichthof und den Altarraum der Kapelle gruppiert wurde.
Wir nutzten diesen Ort für unsere Yoga Session.
Namaste.
Danke für die Melange von Lifestyle, Meditation, Natur- und Kulturgeschichte.
Das große Nahrungsangebot macht das Wattenmeer aber nicht nur unentbehrlich als Zwischenstopp für Gänse und Zugvögel, sondern auch für unsere Gruppe.
Wir kochen am Abend mit Janet Frieling, sie veranstaltet nachhaltige Kochkurse im Suvelfabrik, unsererer Herberge auf Zeit in Liossens.
Kredenzt wurde ein feines, vegetarisches Dinner mit lokalen Produkten.
Es gab ein Risotto mit grünen Spargel, Rote-Beete, und ein Wildkräuer Salat mit Radieschen.
Es folgten geräucherte Karotten und ein Dessert mit Blaualgen.
Lecker wars.
Früher wurde der Hof landwirtschaftlich genutzt. Aus den alten Stallungen entstanden
13 Ferienwohnungen mit Küche und Frühstücksraum mit Tischtennisplatte.
Umgeben von Wiesen und Feldern, im Garten wachsen die Kräuter für Janets Kochkurse bietet das Hotel Platz zum Entspannen und Sternegucken..
Es ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für zahlreiche Unternehmungen.
Sowohl zu Fuß oder mit dem Rad.
Das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer hat viel zu bieten.
Auch Fine Dining ist möglich im Friesland, und zwar im Restaurant Proef Lokal Dokkum.
Vom Gault&Milau wurde das Lokal mit 14 Hauben ausgezeichnet.
Wieder brutal lokal und vegan.
Bildeten früher noch Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte das Zentrum der friesischen Küche steht das Basismenü nun gänzlich fleischfrei auf der Karte.
Denn Nachhaltigkeit – nicht nur im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, sondern auch für das eigene Körperwohl – steht hier hoch im Kurs.
Pilze und Gemüse, in reduzierten Saucen, dichtes Salz, dunkle Röstigkeit und Süße machen sich breit
Sehr schön.
Wie ein doppelter Espresso rauschen Säure, Salz und Zucker ungebremst auf die Papillen: extrem reduziert, säuerlich, fast wie ein gereifter Balsamico-Essig.
Macht alles Sinn und schmeckt großartig.
Eigenständig exzellent.
Vielleicht werde ich mich in Zukunft doch vegan ernähren.
Das Restaurant ist wirklich zu empfehlen.
Ich komme ganz schnell wieder.
Informationen:
http://www.friesland.nl
http://.visitwadden.nl/de
http://www.suvelfabryk.nl
Photos: Merel Tuk & Jens Hoffmann
Meine Recherchereise nach Friesland wurde von NBTC (Holländischer Tourismusverband in Köln) unterstützt.
Der Inhalt dieses Artikels ist davon unbeeinflusst.