Wien ist schön, das habe ich schon immer geahnt. Trotzdem hat es eine ganze Weile – eben bis neulich – gedauert, bis ich wirklich einmal dort war. Meine ganze Verbundenheit zu Wien beschränkte sich bis dato auf das Wiener Schnitzel im Berliner Restaurant Borchardt und den Filmklassiker „Der dritte Mann“, von dem mir vor allem die Szenen in der Kanalisation und die Zittermusik in Erinnerung geblieben sind – und das Riesenrad im Prater natürlich.
Das war, wie gesagt, vor meiner Reise.
Wien im Herbst ist eine Entdeckung, soviel steht fest. Die Atmosphäre in den Straßen ist lässig, überall warten Cafés und Märkte und verlocken zum Verweilen. Wer sich den Luxus gönnt, einfach mal seiner Intuition zu folgen, anstatt sklavisch den Reiseführer abzuarbeiten, wird mit vielen schönen Momenten belohnt, die man einer Großstadt wie Wien gar nicht zugetraut hätte.
Ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungstouren ist das Palais Hansen Kempinski. Ich sage das so bestimmt, weil ich dort gewohnt habe. Zurück zum Palais. Der wirklich beeindruckende Palast liegt nur einen Steinwurf von der Donau entfernt, in Nachbarschaft von Stephansdom und alter Börse. Das historische Hotel, ursprünglich für die Weltausstellung 1873 erbaut, macht der Bezeichnung „Palais“ alle Ehre. Die Zimmer sind gediegen, aber nicht übertrieben stylisch und die Minibar ist eine kleine Sensation – zumindest für europäische Verhältnisse.
An Kaltgetränken haben es mir besonders Tonic und Bitter Lemon von Thomas Henry angetan. Die Berliner Manufaktur weiß, was schmeckt – ganz abgesehen davon sehen die Flaschen ziemlich gut aus. Apropos: Namensgeber Thomas Henry gelang es 1773 zum ersten Mal, Wasser mit Kohlensäure anzureichern und damit etwas prickeliger zu machen. Danke, Henry.
Auch sehr lecker und auf dem Foto noch unversehrt ist der Champagner von Pol Roger. Probieren dringend empfohlen.
Mein Fazit: ein wunderbares Hotel mit einem orientalischen Spa (dazu an andere Stelle mal mehr), schönen Restaurants (ebenfalls ein Thema für sich), eleganten Zimmern und einer wirklich beeindruckenden Minibar. Sieht so aus, als käme ich bald wieder, liebes Palais.
Text: Anke Bracht