Luxus & Fine Dining Möglichkeiten gibt es.
Ein Situationsbericht aus Katar
Am Rand des Suks Wakif liegt der Falkenbasar.
In klimatisierten Räumen warten die Verkäufer mit ihren Greifvögeln auf potenzielle Käufer.
Sie zahlen für die Falken so viel wie für einen hochwertigen Neuwagen.
Während die Greifvögel früher zur Jagd genutzt wurden, ist die Falknerei heute ein Hobby, das dem Prestige dient.
In der Falkensaison im Herbst und Winter, wenn am Golf mildes Wetter vorherrscht, messen sich die Katarer in Wettbewerben. Etwa, wer den schönsten oder schnellsten Greifvogel besitzt.
Der Sport erlebt genau wie die Stadt einen Umbruch zur Moderne.
In einem auf Falken spezialisierten Krankenhaus im Suk Wakif behandeln Tierärzte Verdauungsprobleme oder Verletzungen der Prachttiere, die ihren Besitzern offensichtlich ans Herz gewachsen sind.
Im Sommer ruhen die Falken jedoch in klimatisierten Räumen. Es ist draußen einfach viel zu heiß.
Für die Bewohner Katars sind Hitze und Temperaturen jenseits der 40 Grad Alltag. Einheimische verbringen die unerträglichen Sommermonate daher auch gerne in kühleren Gefilden im Ausland.
Dass ein Mitteleuropäer sich indes im Hochsommer auf den Weg in den Wüstenstaat gemacht hat, sorgt bei den Gesprächspartnern immer wieder für Kopfschütteln.
Nicht ohne Grund wurde die Fußball-WM auf die milden Wintermonate verlegt. Ab dem 20. November rollt der Ball.
Wie in vielen Ländern der arabischen Welt sind in Katar mobile Klimaanlagen im Freien verbreitet im Einsatz, die neben den Tischen von Restaurants und Cafes aufgestellt werden und kühle Luft spenden – quasi das Gegenstück zu unseren Heizpilzen.
Im Kulturdorf Katara an der Küste in Dohas Norden wurden an der Flaniermeile sogar Klimaanlagen in die Straße eingelassen, die das Ressort im neoklassischen Stil unter freiem Himmel kühlen. Sorgen um Energieverschwendung macht sich hier niemand.
Etwas klimafreundlicher dürften da Trips mit den ehemaligen Holzschiffen der Perlentaucher, den sogenannten Dhows, in der Bucht sein – hier gibt es auch im Sommer erfrischende Brisen.
Der Stadtteil Muschairib gleich neben dem Altstadtviertel ist wiederum ein gutes Beispiel dafür, wie auch intelligente Stadtplanung den Menschen dabei helfen kann, mit der Sommerhitze klarzukommen. Die modernen Bauten im traditionellen Stil etwa sind so angelegt, dass Fußgänger in dem Viertel durchgehend im Schatten laufen können.
Außerdem haben die Architekten die Gegend so konzipiert, dass Luftströme zwischen den Häusern für eine Brise sorgen. Durch das Viertel mit seinen Museen und edel wirkenden Restaurants führt eine klimatisierte Straßenbahn.
Generell ist es in Doha im Sommer aber so: Erst wenn es in den Abendstunden kühler wird, strömen die Menschen ins Freie.
Bevor 1939 in Katar Erdöl entdeckt wurde, lebte das Land vom Perlenhandel. Die Wirtschaft war mit dem Aufkommen japanischer Zuchtperlen in den 1930er Jahren aber weitgehend zusammengebrochen. Katar erlebte schwierige Jahre, die dem Land ins kollektive Gedächtnis gewachsen sind.
Die Erschließung der ersten Erdölvorkommen brachte ab Mitte des 20. Jahrhunderts Aufschwung, riesige Erdgasfelder halfen dem Emirat schließlich zum heutigen Wohlstand.
Doch den rasanten Aufstieg verdankt der Golfstaat auch den Millionen von südasiatischen Gastarbeitern, die überall im Alltag präsent sind, ob im Baugewerbe, im Taxi, der Hotellobby oder im Restaurant. Aktuell hat nur etwa jeder zehnte Bewohner der absoluten Monarchie die katarische Staatsbürgerschaft.
Das Emirat wird immer wieder wegen systematischen Menschenrechtsverstößen und der Ausbeutung von Migranten kritisiert. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück und führt Reformen an.
Noch wenige Monate vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft wird überall gebaut. Besucher können Doha beim Wachsen zuschauen. Die vielen Baustellen der auf Autos ausgelegten Stadt zwingen die Taxifahrer oft zu Umleitungen.
Wer gerne Strecken zu Fuß zurück legt, tut dies am besten in den Szenevierteln wie Muschairib, auf dem Basar oder an Hafenpromenaden entlang der Bucht. An anderen Orten sucht man hingegen oft vergeblich nach Fußwegen. Längere Wege werden daher mit dem Taxi oder der U-Bahn zurückgelegt, deren futuristisch gestalteten Haltestellen an Kulissen aus Science-Fiction-Filmen erinnern.
Schnell entsteht der Eindruck, dass Katars Herrscherhaus bei den zahlreichen Bauprojekten im großen Stil denkt. Das liegt sicher nicht nur an der Fußball-WM. Auch mit anderen Metropolen am Persischen Golf wie Dubai will Doha sich offenbar messen.
Die kompakte Größe des kleinen Emirats sehen manche als Vorteil, nicht nur für die WM. Kultur, Wassersport oder Trips in die Wüste: «Katar bietet das Beste des Nahen Ostens in kompakter Form», findet Berthold Trenkel, Leiter der Tourismusbehörde. Ein besonderer Vorteil sei die gute internationale Anbindung mit dem Hauptstadtflughafen, so der deutsche Manager. Der Hamad-Airport ist das Drehkreuz der nationalen Fluggesellschaft Qatar Airways.
Sehenswert sind die Viertel auf der künstlich angelegten Insel The Pearl («Die Perle») im Norden der Hauptstadt. Neben Ankerplätzen für Jachten aller Größen wurden Ausgehmeilen, Villen und Luxus-Hochhäuser errichtet, die vor allem Besserverdiener anziehen sollen.
Die Architektur bricht hier mit dem traditionellen Stil, viele Quartiere sind europäischen Städten nachempfunden. So gibt es pein Viertel im venezianischen Stil. Wer es sich leisten kann, geht auf der Insel in eines der gehobenen Restaurants, in denen eine Hauptspeise schnell umgerechnet 25 Euro kosten kann. Zahlreiche Verkaufsflächen bekannter Sportwagenmarken erinnern an die wohlhabende Zielgruppe der «Perle».
Wer auf der künstlichen Insel nach Einbruch der Dunkelheit im Neonlichtschein nach Bars oder Kneipen sucht, wird aber vermutlich enttäuscht werden.
Alkohol wird in Katar nur an lizenzierten Orten verkauft, im Supermarkt gibt es nichts. Am ehesten wird man noch in Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels fündig, aber auch nicht überall. Am Altstadtmarkt haben sich die Luxus-Hotels zum Beispiel dagegen entschieden – auch hier hat das Traditionsbewusstsein Priorität.
Das katarische Geschichtsbewusstsein fällt Besuchern an fast jedem Winkel auf, ob im sehenswerten Nationalmuseum oder im Museum für Islamische Kunst, das wenige Monate vor WM-Beginn noch renoviert wurde.
Wer das Land bereist, sollte sich bewusst sein: «Es ist eine islamische Kultur, es ist ein konservatives Land, und das bringt Dinge wie die Kleiderordnung mit sich«, sagt Trenkel. «Man rennt nicht in unangemessener Kleidung herum.»
Was das in der Praxis bedeutet, zeigt beispielsweise ein «Verkehrsschild» bei einem Anbieter für Wassersport: Bikinis verboten. Auch mit dem Austausch von Zärtlichkeiten, die in der islamischen Welt in den privaten Raum gehören, sollte man in der Öffentlichkeit höchst zurückhaltend sein.
Besonders im Zusammenhang mit der WM steht auch immer wieder die Frage im Raum, wie offen das Land für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen ist. Homosexualität ist laut Gesetz verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Amnesty International hatte zuletzt geurteilt, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTQI+) in Katar «sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert» würden.
Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani hatte gesagt, bei der Weltmeisterschaft würden alle Gäste willkommen geheißen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Der Wille Katars, Traditionen und Geschichtsbewusstsein zu fördern, heißt aber nicht, Fortschritt abzulehnen. Ein Beispiel dafür ist die «Education City» im Westen Dohas, wo neben einem großen Campus mit international ausgerichteten Lehrstühlen auch ein Stadion und die futuristische Nationalbibliothek untergebracht sind.
Umgeben von in der trockenen Metropole sonst selten zu sehenden Grünanlagen stehen hier Prestigebauten, für die meist internationale Star-Architekten beauftragt wurden. In vielen Gesprächen werden diese Projekte als Ziel angepriesen, einen Innovationshub in der Region zu schaffen. Raum für Selbstkritik bleibt dabei selten, zum Beispiel, wenn man einen Golfkurs mitten in der Wüste baut.
Katar jenseits der Hauptstadt Doha – Trips in die Wüste
Abseits der Metropole gibt es einige überschaubare Aktivitäten wie Wassersport, Wüstensafaris oder Kamelreiten zu erleben. Wer es lieber meditativ mag, kann in den nördlichen Mangrovenwäldern Kajak fahren und neben dem Vogelzwitschern im Biotop angenehme Ruhe genießen. Die Tour dorthin ist mit dem Taxi etwas umständlich. Am ehesten ist sie noch mit einem Mietwagen zu bewältigen, wenn man abends nicht von Sand in den Schuhen und Moskitos geplagt werden will.
Etwas enttäuschend ist eine Reise nach Al-Subarah am Nordzipfel Katars, der einzigen Unesco-Weltkulturerbestätte des Landes: Die restaurierte Festung war im späten 18. Jahrhundert das Zentrum des Perlenhandels. Sie wirkt auf Fotos jedoch imposanter und größer als in der Realität. Der gut einstündige Trip aus Doha rentiert sich vermutlich vor allem für geschichtsinteressierte Besucher.
Einen Hauch von Abenteuer verspricht da mehr eine Fahrt in den Süden des Landes. Nachdem man den kilometerlangen Küstenabschnitt mit den Anlagen der Öl- und Gasindustrie passiert hat, bieten zahlreiche Veranstalter Fahrten durch die Dünenlandschaften an, ob mit einem Geländewagen oder Quad.
Reise nach Katar
Anreise: Von mehreren deutschen Flughäfen Direktflüge nach Doha.
Einreise: Touristen aus Deutschland benötigen einen Reisepass und bekommen bei der Einreise am Flughafen kostenfrei einen Visum-Waiver erteilt, mit dem sie bis zu 90 Tage im Land bleiben können.
Währung: 1 Katar-Riyal = 0,28 Euro (Stand: 24.08.2022)
Informationen: www.visitqatar.qa/de-de
Was Katar-Reisende wissen müssen
Zur Fußball-Weltmeisterschaft (20. November bis 18. Dezember) werden auch viele Deutsche nach Katar reisen. Das bringt Fragen mit sich – zur Einreise, zur Unterbringung, zu den Regeln und Gewohnheiten vor Ort und dazu, was man abseits der WM-Partien im Land so erleben kann. Ein kurzer Überblick:
Was ist bei der Einreise wichtig?
Formal benötigen Touristen aus Deutschland nur einen mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass. Ein kostenloses Visum-Waiver gibt es bei der Ankunft am Flughafen in Katar. Damit darf man bis zu 90 Tage im Land bleiben.
Reisende sollten sich rechtzeitig mit den Corona-Einreiseformalitäten auseinandersetzen. Auch vollständig Geimpfte müssen einen negativen Test vorweisen. Das kann ein vorher durchgeführter PCR-Test sein, der maximal 48 Stunden alt ist. Oder man macht innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft einen Schnelltest in einer zugelassenen Klinik.
Außerdem muss man sich vor der Reise online unter ehteraz.gov.qa registrieren. Freiwillig ist das nur für vollständig Geimpfte oder Genesene mit der CovPass-App, doch auch ihnen legen die katarischen Behörden die Einreiseanmeldung nahe. Als genesen gilt, wer innerhalb der vergangenen zwölf Monate nachweislich Corona durchgemacht hat.
Auch hier spielt sich vieles in und um Doha ab – das gilt nicht nur für die WM, bei der sieben der acht Austragungsorte in der Hauptstadt oder einer der direkt angrenzenden Städte liegen, und die achte Spielstätte in Al-Chaur auch nur 50 Kilometer entfernt ist.
In Doha gibt es, ähnlich wie in anderen Golf-Metropolen wie Dubai, eine Mischung aus Gigantismus, etwa in Form der künstlich angelegten Insel «The Pearl», spektakulärer Museen und Orten voller Tradition wie dem Basar Suk Wakif.
Im Süden bieten zahlreiche Veranstalter Fahrten mit dem Quad oder Geländewagen durch die Wüste an. Beliebt sind auch Ausflüge zum Chaur al-Udaid, einem Binnenmeer im Süden, an der Grenze zu Saudi-Arabien.
Im Nordosten, eine Autostunde von Doha entfernt, gibt es an der Küste Mangrovenwälder, durch die man Paddelausflüge unternehmen kann. Im Nordwesten steht mit dem Fort Al-Subarah eine Unesco-Weltkulturerbestätte.
Wie kommt man voran?
In Doha gibt es ein U-Bahn-Netz aus drei Linien. Eine der Metros verbindet den Hamad-Airport mit der Innenstadt. Reguläre Buslinien sind laut Auswärtigem Amt unzuverlässig und seien nicht zu empfehlen. Sonst seien die Transportmittel der Wahl in erster Linie Taxis, Limousinen-Service oder Mietwagen.