Bunt war früher heute fliegt man „Eurowhite“. Air New Zealand, American Airlines, Avianca, Finnair, Iberia, und JAL (Japan Airlines) setzen auf weiß. Aer Lingus, Royal Brunei und Lufthansa folgen diesem Trend.
Auf den Flughäfen sorgt der Trend für weniger Farbenfreude und mehr Eintönigkeit. Denn meist sind es nur noch die Leitwerke, Triebwerksgehäuse sowie die Schriftzüge auf dem Rumpf, mit denen sich die Flieger optisch ihren Airlines zuordnen lassen.
Einfache Lackierungen sparen Gewicht
Je mehr Farben auf einem Flieger angebracht werden, desto mehr Lackschichten müssen aufgetragen werden. Das kostet mehr Zeit – das Anbringen von Grundierung und Außenfarben kann eine Woche in Anspruch nehmen.
Aber es verursacht vor allem auch mehr Gewicht. Bis zu mehr als 540 Kilogramm allein kann die Lackierung bei einem Flugzeug wiegen, erklärte Flugzeughersteller Boeing einmal. Dieses Gewicht entspricht ungefähr dem von fünf zusätzlichen Fluggästen. Doch Farbe bezahlt keine Tickets. Pro Flug kann eine simplere Lackierung mit einer Hauptfarbe für Gesellschaften also spürbar die Betriebskosten senken.
Weiß bring viele Vorteile, aber kaum Nachteile
Dass sich Weiß als bevorzugte Farbe durchgesetzt hat, liegt aber nicht zwingend an seiner Neutralität. Im Gegensatz zu anderen Farben bringt Weiß schlicht die meisten Vorteile, und kaum Nachteile. Besonders wichtig: Es reflektiert am meisten Sonnenlicht und damit auch Strahlung.
Zwischen Reisenflughöhe und Boden müssen Passagierflugzeuge gelegentlich mehr als 100 Grad Temperaturunterschied aushalten können. Das sich weiße Oberflächen weniger Aufheizen als dunklere, schonen sie das Material eines Flugzeuges. An besonders an heißen Tagen lässt sich zudem Geld sparen. Am Boden stehende Flugzeuge benötigen dann weniger Strom von ihren Hilfstriebwerken, um das Innere zu kühlen.
Vögel sollen Weiß besser erkennen können
In Bodennähe haben weiß lackierte Flugzeuge aber auch einen anderen Vorteil. Weiße Flugzeuge heben sich auf Start- und Ladebahnen besser von der grünen Umgebung ab. Vögel können die Flugzeuge somit besser erkennen und das Risiko von Vogelschlag wird minimiert.
Auch im Fall eines Schadens sind sich weiße Rümpfe nützlicher als andere. Mögliche Lecks von Öl und anderen Flüssigkeiten oder auch Strukturschäden lassen sich auf farbloser Oberfläche oft schneller und besser erkennen. Dies ist vor allem für Piloten nützlich, wenn sie mit dem sogenannten Walk Around vor dem Flug ihre Maschine einer kurzen Sichtinspektion unterziehen.
Ganz ohne Lackierung wird es teuer
American Airlines hat ihre Flugzeuge beispielsweise für mehrere Jahrzehnt in blankem Aluminium fliegen lassen. Das spart zwar sehr viel Gewicht. Doch die Fluglinie musste ihre silbernen Flieger oft nachpolieren. Laut der Zeitung The Telegraph verursachte das pro Jahr und Flugzeug etwa 80.000 Dollar Zusatzkosten.
Ersatzteile lassen sich besser tauschen
Zudem sind unlackierte Flugzeuge umso mehr den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Flugzeuglackierungen sind nicht nur zur Zierde da, sondern schützen auch vor Korrosion oder sorgen dafür, dass sich Verschmutzungen schlechter ablagern. Für viele Fluggesellschaften ist eine überwiegend weiße Lackierung deshalb ein guter Kompromiss zwischen etwas mehr Gewicht und besserer Pflege ihrer Flugzeuge.
Überwiegendes Eurowhite verhindert zudem, dass Flugzeuge im Frankenstein-Look auftreten müssen. Gelegentlich müssen bei Flugzeugen außerhalb der üblichen Wartungsstandorte Gehäuseteile getauscht werden. Oft sind dies Triebwerksverkleidungen oder Nasenspitzen. Buntlackiertere Flieger können dann selten auf Ersatzteile mit passender Lackierungen zurückgreifen.
Und auch der komplette Austausch von Flugzeugen erleichtert sich, wenn diese hauptsächlich in Weiß gehüllt sind. Bleibt keine Zeit mehr, um einen dringend benötigten Aushilfe für die Flotte mit fremdem Design in eigenen Farben zu lackieren, können zum Übergang vorerst der Schriftzug oder die Logos der alten Airlin überklebt werden.