Helsinki.

Von Jens Hoffmann

Eigentlich war es eine Reise im Zeichen des Designs, die Helsinki Design Week (kurz HDW) führte mich ins finnische Helsinki. Warum ist Helsinki und auch die Helsinki Design Week so aufregend?

Hier kommt die Antwort. Helsinki, ist die Schöne im Norden.

Die HDW ist das wichtigste Design Event in den nordischen Ländern. Der Hauptveranstaltungsort war der schöne historische Hafenspeicher „L3“. Das von Lars Sonck entworfene, denkmalgeschützte Lagerhaus befindet sich im Bezirk Jätkäsaari. Dieser trendige sich schnell entwickelnde Ort machte die an Design und Kultur reiche finnische Metropole zum “Place to be” für die gesamte Designwelt.

Helsinki - Roba

In unmittelbarer Nähe unseres Hotels – dem Klaus K- befinden sich die Showrooms von Ivan Helsinki, Marimekko und vielen anderen Designern. Ich beginne mit dem Showroom von „Ivana Helsinki“. Das finnische Independent-Label kombiniert Kunst und Mode auf zauberhafte Weise. Ivana Helsinki nennt den neuen Stil „Fennofolk“. Die Kollektionen spiegeln ein Zusammenspiel aus slawischer Melancholie und skandinavischem Purismus.

Das Haus, in dem er sich der Showroom befindet ist eher unauffällig – wie viele Häuser der finnischen Hauptstadt – Im Inneren aber findet man aufreizendes Design, bunte Farben, grossartige Schnitte und Muster. Eine aufgerissene Wand hinter der Kasse, ein Durcheinander von Farben und Stilrichtungen liessen mich verzücken. Die Künstlerin und ihr Brand „Ivana Helsinki“ funktionieren global.

Alle Arbeiten haben etwas Avantgardistisches. Entworfen werden die Stücke von der Designerin Paola Suhonen. Sie ist wahrlich ein Multitalent und auch als Illustratorin, Fotografin und Musikerin bekannt. Design wird bei Ivana Helsinki als eine eigenständige Kunstform betrachtet; mir gefällt’s. Helsinki die Stadt am Meer ist eine Stadt, die in ihren Reiz etwas versteckt. Sie hat unglaublich viele schöne Seiten, die man erst nach und nach entdeckt, eine ruhige und intime Atmosphäre ist aber überall garantiert.

Hauptstadt der Sauna – Zu Besuch in der Kultursauna

Zwei Drittel der Bewohner von Helsinki haben eine Sauna. Helsinki kann auch anders überzeugen.

Die Künstlerin Nene Tsuboi hat die Kulttuurisauna mit ihrem Partner Tuomas eröffnet. Über einen Tresen aus Beton reicht er ein schmales Tuch und ein Gummiband mit Schlüssel – simple Dinge, an beiden lässt sich nichts mehr vereinfachen. Derselbe Blick, eine Frage wie das Schlüsselband, daran lässt sich nichts mehr reduzieren.

Die Kulttuurisauna liegt am Hafen von Hakaniemi, wo die Ostsee tief in die Stadt hineinschneidet. Ein alter Arbeiterbezirk, in dem Arbeiter schon lange keine Wohnungen mehr bezahlen können.  Auf der kleinen Landzunge wendet die Sauna der Stadt einen schlichten Säulengang zu, eine Reverenz an römische Badehäuser. Links geht die Einfahrt zu einem Industriehafen, weiter rechts liegen kleine Boote und Yachten. Nene und Tsuboi haben sie nach den minimalistischen Vorlagen des finnischen Designers Alvar Aalto gebaut; drinnen gibt es einfach geweisste Wände, kleine Holzschemel, Haken in der Wand für das Handtuch. Das ganze Gebäude ist wie das Schlüsselband, einfach, funktionell und sehr schön.

Kurz nachdem die Kulttuurisauna eröffnet hatte, verschickte die finnische Saunagesellschaft eine Pressemitteilung. Die Gesellschaft hatte sich Sorgen gemacht über einen schleichenden Verlust: «Die öffentliche Saunakultur muss in Städten, Nachbarschaften und Dörfern wiederbelebt werden.» Tatsächlich waren gemeinschaftliche Badehäuser seit je ein Teil der finnischen Gesellschaft – wie sie Teil der skandinavischen und der slawischen Kultur waren. Die Sauna, durch Rauch und Hitze desinfiziert, war der sauberste und wärmste Raum selbst in einfachen Häusern. Hier wurden Kranke gepflegt, Kinder gezeugt und geboren, sass die Familie beisammen. Auf dem Land trocknete man Flachs und Getreide in der Sauna.

Öffentliche Badehäuser waren besondere Räume, hier wurde Wichtiges vereinbart und Probleme gelöst.

Über den Läufer geht es schnell, das Treppchen hinab, und dann steht man da: direkt vor dem schwarzen Meer.  Das Wasser schwarz und aus Nadeln, schneidend kalt, sofort zieht man sich weit in sich selbst zurück, der Körper ist eine äussere Hülle, macht ein paar Schwimmzüge, taucht ein paar Mal unter und dann will man wieder hinaus.

Kurzer Blick über die Schulter, die Ostsee schaut schwarz zurück – unbeeindruckt.

Für mich der perfekte Ort, ich habe es genossen auch wenn es nur ein paar Stunden waren.

Anm.: Fotografieren darf man in der Kultursauna nicht.

http://www.helsinkidesignweek.com/