Das größte Museum in der Geschichte der Menschheit ist offen (Präsident al-Sisi).

Nach jahrelangen Verzögerungen zeigt das GEM an den Pyramiden endlich auch seine bekanntesten Schätze, wie den Grabschatz des Pharaos Tutanchamun – Museum und Pyramiden als ein gemeinsames Erlebnis.

Es soll ein Ereignis sein wie nach einem pharaonischen Maßstab.

Könige, Staatschefs und internationale Prominenz wurden eingeladen, um die offizielle Eröffnung des Großen Ägyptischen Museums an den Pyramiden mit seinen wertvollen Schätzen der Pharaonen live zu verfolgen.

Hier wurde ein «Wahrzeichen von Weltklasse» gebaut, wie es die Regierung formuliert.

Der Samstag wurde zum Feiertag erklärt, und in Kairo wurden öffentlich Leinwände aufgestellt, um die Zeremonie zu übertragen.

Die Besucher können ab dem 4. November ins Museum.

Mit dem GEM, wie das Museum in Kurzform genannt wird, bekommen die wichtigsten Artefakte des alten Ägyptens ein prachtvolles neues Zuhause.

Der monumentale Bau in Giseh im Großraum Kairo beheimatet in zwölf Ausstellungshallen mehr als 100.000 Stücke aus der pharaonischen, griechischen und römischen Antike – laut Betreibern das größte archäologische Museum der Welt. Oder, wie Präsident Abdel Fattah al-Sisi es formulierte, das «größte Museum in der Geschichte der Menschheit».

Als einer der Ehrengäste reiste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an – so wie hohe und höchste Vertreter aus rund 80 weiteren Ländern weltweit. Die Gastgeber kündigten «Könige, Königinnen, Kronprinzen und Angehörige von Königsfamilien» an wie auch Präsidenten und Ministerpräsidenten. 

Mit der Eröffnung endet eine jahrelange Wartezeit mit immer neuen Verzögerungen. Angekündigt wurde das Museum in den 1990er Jahren, selbst der Beginn der Bauarbeiten liegt 20 Jahre zurück. Immer wieder kam etwas dazwischen – eine Revolution, politische Unruhen, eine Wirtschaftskrise, die Corona-Pandemie, schließlich noch der Krieg im benachbarten Gaza. Zugänglich sind weite Teile des GEM aber schon seit einem Jahr, der Lichthof mit der elf Meter hohen Statue von Ramses II. bereits seit 2023.

5.300 Artefakte von «King Tut»

Mit der offiziellen Eröffnung ist nun auch der Grabschatz des Pharaos Tutanchamun zu sehen und damit die Kronjuwelen der Sammlung.

Zum ersten Mal, seit der britische Archäologe Howard Carter 1922 die Grabkammer im Tal der Könige entdeckte, werden jetzt alle rund 5.300 Stücke von «King Tut» gezeigt, 2.000 davon sind noch nie öffentlich ausgestellt worden.

Zum Schatz gehört auch die goldene Totenmaske des Kindkönigs, die zum wohl bekanntesten Symbol pharaonischer Zeiten wurde.

Als weiteres Highlight gilt die Sonnenbarke, die mutmaßlich für Pharao Cheops gebaut wurde. Das 4.600 Jahre alte, 42 Meter lange Schiff war – zerlegt in 1.200 Teile – an der Südseite der Cheops-Pyramide vergraben. Experten hatten es nach der Entdeckung 1954 in mühsamer Kleinstarbeit wieder zusammengebaut. Es gilt heute als ältestes noch intaktes Schiff weltweit.

Wer in der Sammlung fehlt, ist Königin Nofretete, Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, deren Büste zu der Sammlung des Neuen Museums in Berlin zählt. Ägypten fordert seit Jahren die Rückgabe, während die deutsche Seite beteuert, die Büste sei nach dem Fund im Jahr 1912 rechtmäßig nach Berlin gekommen. Im GEM werden Besucher bei Touren gebeten, eine Petition zu unterzeichnen, um weiter für die Rückgabe zu kämpfen. 

Museum und Pyramiden als ein gemeinsames Erlebnis

Mit dem Bau des irischen Architekturbüros Heneghan Peng wird die Sammlung des GEM eindrucksvoll in die Gegend rund um die Pyramiden eingebettet. Drei Sichtachsen am Museumsgebäude laufen auf die antiken Bauwerke zu, eine neue Fußgängerbrücke verbindet beide Sehenswürdigkeiten, die viele Touristen an einem Tag besuchen wollen. An- und abreisen können sie auch über den noch recht neuen Flughafen Sphinx, der etwa 30 Autominuten entfernt liegt.

Auch ein Besuch an Pyramiden und Sphinx-Statue läuft nun deutlich geregelter ab als noch vor einigen Jahren. Er beginnt auf der Westseite an einem neuen Eingang und mit Shuttlebussen, wodurch der Stau von privaten Autos und Tourbussen ein Ende hat. Für Souvenirhändler, Touranbieter oder Pferde- und Kamelhalter gelten strengere Auflagen. An den früher genutzten Eingängen herrschte oft ein Gewimmel, in dem Touristen sich bedrängt fühlen konnten. 

Mit all diesen Umbauarbeiten hofft die Regierung, dem Tourismus weiteren Schwung zu verpassen. Vergangenes Jahr kamen 15 Millionen Touristen nach Ägypten – die meisten davon aus Deutschland und Russland -, bis 2032 sollen es doppelt so viele sein. Der Umsatz aus der Schifffahrt am Suezkanal ist eingebrochen, weil die Route durch die Angriffe im Zuge des Gaza-Kriegs zu gefährlich geworden ist. Umso wichtiger sind für das Land in seiner schweren Wirtschaftskrise die Einnahmen aus dem Tourismus.

«Doppelt so groß wie der Louvre in Paris»

Ins Abseits gerät unterdessen das Ägyptische Museum, der rosafarbene Bau am zentralen Tahrir-Platz also, dessen Besuch für viele Touristen in Kairo lange zum Pflichtprogramm zählte. Der Charme lag hier auch darin, dass die Artefakte teils lagerten wie auf einem Dachboden – eingestaubt, schlecht beschriftet, kaum beleuchtet, von Schülern bekritzelt. Die wichtigsten Stücke sind von dort ins GEM abgewandert und ins ebenfalls neue Zivilisations-Museum (NMEC).

Das GEM könnte eines der meistbesuchten Museen weltweit werden und damit aufsteigen in die Kategorie des Pariser Louvre, mit dem sich die Ägypter schon jetzt vergleichen.

Das Große Ägyptische Museum sei in seiner Gesamtfläche doppelt so groß wie der Louvre, wenn man die Parks des Louvre nicht mitzählt. Die Ausstellungsflächen beider Museen sind allerdings etwa gleich groß.

Bundespräsident Steinmeier war nicht nur bei der Eröffnung des neuen Großen Ägyptischen Museums dabei. Er konnte sich auch als einer der Ersten die Ausstellung anschauen – und ist voll des Lobes.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, „es ist Großes, was die Ägypter hier in wenigen Jahren geschaffen haben. Man kann das in seiner Bedeutung gar nicht überschätzen.»

Er sei überzeugt, dass dieses Museum viele Besucher aus aller Welt anziehen werde.

Steinmeier hatte am Abend zuvor auf Einladung von Ägyptens Präsident Abdel Fattahal-Sisi zusammen mit vielen anderen Staats- und Regierungschefs an der offiziellen Eröffnung des Museums teilgenommen. In ihm werden in Sichtweite zu den weltberühmten Pyramiden mehr als 100.000 Artefakte aus der pharaonischen, griechischen und römischen Antike ausgestellt. Herzstück ist der nun komplett zu sehende Grabschatz des Kindkönigs Tutanchamun.

Es handele sich um eine «phänomenale Architektur», sagte Steinmeier zu dem monumentalen Bau – «eine Architektur, die vor allem den ausgestellten Gegenständen, den Artefakten wirklich den Raum gibt, den sie brauchen». 

«Im übertragenen Sinne ist es ein Ort der Zusammenführung, der Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet und auch Ägypten mit der Welt», sagte Steinmeier. Er sei froh darüber, dass deutsches Know-how zur Gestaltung beigetragen habe. Im zentralen Teil der Tutanchamun-Galerie hätten deutsche Unternehmen geholfen, die Ausstellungsstücke in Szene und ins Licht zu setzen.