Die Wiener Hotelgruppe VI-Hotels hat noch kein Hotel in Wien – und will an die Börse

VI-Hotels-Chef Rupert Simoner sucht neue Standorte: Neben West- und Osteuropa sei auch der Mittlere Osten ein Thema, „und ich hätte gern ein Flagship-House in Wien“.
Der neue CEO Rupert Simoner zieht nach seinem ersten Jahr Bilanz:

Der Hotelbetreiber erwartet ein sehr gutes Jahresergebnis und plant mittelfristig den Börsengang.
Wien. Gleiche Branche, neuer Job: Der frühere Kempinski-Europa-Geschäftsführer Rupert Simoner steht seit September 2014 an der Konzernspitze bei Vienna International (VI) Hotels. In seinem ersten Jahr erwartet er ein sehr gutes Ergebnis, wie er zum WirtschaftsBlatt sagt: „Wir hatten das beste Jahr unserer Geschichte, der Hotelumsatz wird rund 195 Millionen € erreichen und das Konzern-EGT rund sechs Millionen € betragen.“ Das Wachstum sei fast überall zweistellig – nicht nur in Deutschland, sondern auch auf CEE-Märkten wie in Tschechien und Polen. Auch ein neues Hotel wird noch vor Jahresende eröffnet: in der weißrussischen Hauptstadt, Minsk. „Wir sehen uns derzeit sechs weitere Standorte für Hotels an, neben West- und Nordeuropa könnte dabei auch der Mittlere Osten ein Thema sein“, sagt der CEO. „Und ich hätte auch gern ein Flagship-House in Wien.“

Drei Marketingschienen

Der Name des Unternehmens lautet ab Jänner Vienna House. Der Namenswechsel passiert aber nicht aus der Not heraus, sondern, um die Marke weiter zu stärken, sagt der CEO: „Uns ging es nicht darum, Mitarbeiter zu rationalisieren, sondern darum, Prozesse zu überdenken: Unsere Hotels waren bekannt, das Unternehmen hingegen wenig.“ Es gelte, dies durch die Reorganisation zu ändern, um Visibilität und damit den Umsatz zu steigern und auch als Arbeitgeber an Attraktivität zu gewinnen. Die neue Dachmarke Vienna House wird über die drei Schienen Easy, Concept und Design geführt. Die bisherigen Hotelnamen verschwinden allein in der Easy-Sparte, in der die deutschen, vom Mitbewerber Arcadia übernommenen elf Budgethotels nicht nur saniert, sondern auch umbenannt und repositioniert werden. Bei den anderen Häusern wird der Name (meistens Angelo und Andel’s) um den Zusatz Vienna House erweitert, um die Konzernzusammengehörigkeit zu betonen.
„Wien ist neben Paris der einzige Stadtname weltweit, der gleichzeitig eine Hospitality-Brand ist und global funktioniert“, sagt Simoner. Der Name ist Programm: Statt Frühstücksbuffets gibt es künftig Bäckereien mit Wiener Frühstück, das Design der Häuser soll modern und dynamisch anmuten, „auch Wien ist heute schließlich eine zeitgemäße Metropole und nicht die verschlafene Stadt wie vor 20, 30 Jahren.“
Umfeld für IPO muss passen
VI Hotels steht mehrheitlich im Eigentum der Aktionärsfamilien Jurkowitsch und Folian, Kernaktionäre des börsenotierten Immobilienentwicklers Warimpex.

„Mittelfristig kann der Börsengang auch für Vienna House ein Thema sein“, sagt Simoner. Vorher gelte es aber, das Portfolio zu vergrößern und nachhaltigen Geschäftserfolg zu sichern, „und für einen Börsengang muss neben der Story auch das Umfeld passen“.
Teilweise sind die Hotels in Firmenbesitz und werden über Management- oder Pachtverträge betrieben. „Diese Mischung bleibt“, sagt Simoner. Es sei ein Vorteil, sowohl als Betreiber als auch als Eigentümer zu denken. Künftig erwartet er allerdings mehr Pachtverträge – viele institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Fonds wollen nur die Immobilie besitzen, laufende Erträge sehen und wählen deswegen diesen Weg. In der Hotelbranche wird derzeit oft bei Fixkosten gespart – Mitarbeiter werden durch IT ersetzt. „Dieser Trend gefällt mir nicht, das Hotelgeschäft ist ein persönliches und hat seinen Ursprung im Gastgebertum. Die Rezeption kann nicht durch Smartphone und Flatscreen ersetzt werden“, sagt der CEO, der selbst aus einer Kärntner Hoteliersfamilie stammt. „Auch in der Hotellerie 3.0 wird noch immer der Gast ganz vorn stehen.“
Vienna House verwehrt sich dem Trend zur Digitalisierung allerdings nicht. Die IT-Abteilung wurde ausgebaut und eine neue E-Commerce-Abteilung geschaffen. Was nicht Kerngeschäft ist, wie das Reisebüro Vienna International Travel, wird nicht weiterverfolgt. „Insgesamt haben wir aber mehr Mitarbeiter und nicht weniger“, sagt Simoner. Neu ist auch eine eigene Designabteilung. „Das Design ist sehr wichtig, der Erfolg steht und fällt aber mit den Mitarbeitern“, ist der CEO überzeugt. „Wir glauben an das Schöne der Einfachheit. Wir machen es einfach – hieraus leitet sich unser Denken und Handeln ab. Es geht darum, ein echter Gastgeber und man selbst zu sein, keine Maske zu tragen, nicht in Hunderten von Standards zu erstarren. Und schließlich bereiten wir unseren Gästen Freude.“
Von Minsk bis Paris
39 Hotels gehören ab der Eröffnung des Hauses in Minsk zum Portfolio von Vienna House, Österreichs größtem Hotelbetreiber. In Österreich sind es nur drei Standorte in Loipersdorf, Salzburg und Dornbirn, der größte Umsatzbringer ist Deutschland mit 13 Niederlassungen. Dazu kommen Häuser in Frankreich, Rumänien, Kroatien, Polen, Tschechien, der Slowakei und Russland.
Aktionärsstreit im Hintergrund
Hinter VI Hotels stehen zwei bekannte Investoren: Franz Jurkowitsch und Georg Folian. Die Kernaktionäre und Vorstände des börsenotierten Immobilienentwicklers Warimpex sind beim Hotelbetreiber allerdings nicht die einzigen Eigentümer. Das bereitet ihnen derzeit Sorgen, denn die mit insgesamt rund 30 Prozent beteiligten Koaktionäre Friedrich Grassi und Rudolf Tucek haben heuer eine Sonderprüfung beantragt. Es geht um die Expansion in Deutschland, wo Hotels der Arcadia-Gruppe übernommen wurden – laut der Meinung der Minderheitsaktionäre nicht zu den besten Konditionen. Außerdem haben die Aktionäre Fragen zu einem Beratungshonorar über 2,4 Millionen € von Reinhard Baumhögger. Der umstrittene und wegen Betrugs verurteilte Bautycoon und Gründer von Arcadia sollte ursprünglich die gesamte, aus 22 Häusern bestehende Hotelgruppe inklusive des Namens Arcadia an VI Hotels verkaufen. „Die Aktionärsstreitigkeiten um das Unternehmen berühren das Tagesgeschäft nicht“, sagt Simoner, „ich komme mit allen Aktionären sehr gut aus.“

Quelle:Wirtschaftsblatt

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