Hommage an Bardi Johannsson.

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Island im Jahr 2015.

Text & Interview: Jens Hoffmann

Wie kaum ein anderer Musiker versetzt Bardi die nordische Musikszene in Erregung.

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In dem Album #4  „The Wolves Are Whispering“ zeigt er die gesamte Breite menschlicher Emotionen auf.

Ein bisschen Pop-Album ein bisschen Trance, kaum ein anderes Album bietet solch eine schillernde Fülle von Kontrasten, es vereint klangliche Erlebnisse die Bardis Leben abbilden,  inklusive all der Farben, Menschen und Fragen, die dazugehören.

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Bardi ist 40 Jahre alt geworden, etwas gereift, introvertiert und nachdenklich.

Seine Songtexte klangen selten gefühlvoller, er schreibt die Songs für die melancholischen Momente im Leben.  Das gilt auch für das neue, vierte Album des Isländers „The Wolves Are Whispering“.

Sieben Jahre hat er dafür gebraucht, ist Vater geworden und um die Welt gereist.

Die meisten Songs auf „The Wolves Are Whispering“ kommen mit Streichern, Piano daher und bieten  Raum zum Genuss. Es wird aber auch tanzbar, zum Beispiel beim Eröffnungstrack  „The Sin Is Near“.

Die Kooperation mit Bloodgroup ist ein mitreißender Hit, der sich fast drei Minuten Zeit lässt bis zum Höhepunkt. Grossartig.

Unterstützt wird der Isländer  von diversen Gast-Musikern, Songwritern und Sängern.

Johannsson hatte Bands mit Keren Ann als Lady & Bird und mit Jean-Benoit Dunckel von „Air“. Mit Keren Ann, Helen Marnie (Ladytron), Bloodgroup und Jofridur Akadottir (Samaris, Pascal Pinon) arbeitet er bereits seit Jahren zusammen. „The Sin is near“, „Silent Bite“, „Wait by the lake“, grossartige Songs findet man auf dem neuen Bang Gang Album.

Bardi hat seinen eigenen Stil und eine unverwechselbare Stimme, das wissen wir ja bereits.

Bei seinem Konzert am 30/9 in Reykjavik – ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk – wurde er für seine melancholische Schönheit und den epischen Sound gefeiert.

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Ich habe es genossen.

Er reist durch die Welt,  befreundet sich mit Musikern wie JB Dunkel („Air“) -der auch beim Konzert in Reykjavik performt hat- spielt in China in allen grossen Städten (Shanghai, Peking, Hong Kong) vor über 3000 Menschen und kommt doch immer wieder zur Ruhe im Kreis seiner Freunde.

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Er hat eine Tochter, liebt das Leben, spielte bereits als kleiner Junge alle möglichen Instrumente und Musikstile.

Erfolgreich wurde er mit diversen Film-Soundtracks, der von ihm vertonte Film „De Toutes Nos Forces“ (dt. Titel „Mit ganzer Kraft“) war ein Riesenerfolg in den französischen Kinocharts.

Einige seiner Songs aus dem  „Something Wrong“-Album wurden in einer Vielzahl von Werbeclips gefeatured. Spontan fallen mir Citroën,  Reebok oder auch Giorgio Armani ein.

Der Song „Lost In Wonderland“ vom Bang-Gang-Album „Ghosts From The Past“ lief bei Sky Movies in den Trailern zur Oscar-Verleihung.

Im Jahr 2012 überraschten Bardi und Daniel Hunt (Ladytron) mit dem Soundtrack zum Horrorfilm „Would You Rather“.

Mein Tipp: Einfach mal den Film anschauen!!!

„We will never get along“ & „My special one“ machen den nachdenklichen Genussmenschen mit düsteren, epischen Momenten zu einem romantischen, gefühlvollen Musiker.

Auch auf dem 4. Album  „The Wolves Are Whispering“ wandelt Bardi mit schlafwandlerischer Sicherheit alle seine Stimmungen in ein feines Überraschungswerk.

Bereits auf dem Eröffnungstrack „The Sin Is Near“ (feat. Bloodgroup) ist sie zu spüren, wenn Retro-Synthesizer-Sounds den Ton angeben, die mitunter an sehr abgründigste Songs erinnern.

Die abgründigen und schattigen islänischen Seiten von „The Wolves Are Whispering“ erinnern mich an Björk – die Bardi übrigens auch gut kennt- und isländische Wintermomente.

Island hat aber auch weltweit die meisten Sonnen und Lichstunden, diese Polarlichter sind die  Stimme von Samaris-Sängerin Jofridur wie im Falle von „A Carved Letter In Stone“.

Ich liebe es, überraschende Taktwechsel und die Menge fing an zu tanzen. Ein fröhlicher tanzbarer Beat, optimistisch und zukunftsfrohlockend. 

Die bedächtige Stimmung des schlichten „My Special One“ breitet sich aus wie ein Bodennebel, ganz im Gegenteil zum dramatischen Indie-Sound von „Silent Bite“ und der feierlichen Ernsthaftigkeit von „Sabazios O“, das einen beinahe wie ein Albtraum überfällt.

Bardis Stimme verschmilzt immer wieder mit den Instrumenten, die von knallharten Percussion-Sounds und von massiven Streichern eingerahmt werden. Der Electro-Jazz-Track „A Lonely Bird“ zählt zu den Highlights des Albums, während „Wait By The Lake“  von tanzbaren Viervierteltakten angetrieben wird.

„We Will Never Get Along“ ist die düstere isländische Seele, die wild und kaum zu fassen ist, zugleich aber von einer einfühlsamen Dramatik, die nie die Oberhand verliert.

Der Song „Out Of Horizon“ hat etwas von Nick Cave’s „Push the sky away“, der mystische Pop-Sound bringt mich an die entlegensten Orte des wunderbaren Landes Island.

Ich fühle mich an einen Ort katapultiert, an dem letztlich alles möglich scheint.

Bardi war es wichtig, dass das neue Album „warm und dynamisch“ klingt und das hat er geschafft.

Chapeau!!

Danke für dieses Meisterwerk, ich liebe es auf Vinyl.

Bardi

Dies fand ich beim Auschecken bei meinen Reiseunterlagen.

Nochmals danke, lieber Bardi.

I love it.

 

Annex: Alles wurde es in den legendären Abbey Road Studios gemastert.

Obwohl es sich bei diesen Songs um persönliche Aufnahmen handelt, die über Jahre hinweg entstanden sind, hat es Bang Gang geschafft die Stücke in eine endgültige harmonische Form zu bringen, sie zu produzieren und abzumischen.

Mehr Info von Bardi Johannsson: