ProWein Review by DrunkenMonday

Man könnte schon sagen, dass ich es gut habe. Meine ProWein Planung startet jedes Jahr mit einem leeren Zettel. Wo muss ich hin? Was möchte ich unbedingt mal verkosten? Wem sollte ich die Hand schütteln? Luxusprobleme. Später finden sich auf diesem Zettel neben 5-7 Veranstaltungen, von welchen ich maximal 1 schaffe zu besuchen, ca. 25-30 Winzer welche ich unbedingt besuchen möchte. Kontaktpflege, Menschen drücken, Hände schütteln, Bussis geben, Schwätzchen halten, Wein probieren, Wein ausspucken, gute Miene machen. Doch am Ende vom Tage bin ich nur einer von vielen, einer von Hunderten, welche sich an den Ständen herumtreiben und genau das Gleiche tun wie ich. Kontaktpflege, Menschen drücken, Hände schütteln, Bussis geben, Schwätzchen halten, Wein probieren, Wein ausspucken, gute Miene machen. Soll es das gewesen sein?

Ich bin Weinblogger. Ich muss dort nichts kaufen, nichts verkaufen, kein Schnäppchen finden, keine 90 Punkte Fass Ware für 1,99€ pro Liter auftreiben und keinen Großhändlern den jährlichen Besuch abstatten. Ich bin frei. Sechstausend und ein paar zerquetschte Austeller, zehntausende von Weinen – und ich bin frei. Was also macht ein Weinblogger nun auf der ProWein?

Ganz einfach: Etwas zurückgeben. Emotionen zurückgeben.

In diesem Jahr habe ich auf der ProWein bewusst versucht Emotionen zurückzugeben. Diese wurden mir von den großartigsten Menschen der Weinwelt über das letzte Jahr verteilt durch ihr Produkt Wein zugestellt. Da in unserer Kultur das Feedback oftmals nur negativ und indirekt hinter dem Rücken stattfindet, wurde es einmal Zeit für offene und lobende Worte. “Face to face” – ohne “Book.com” dazwischen. Das kostet natürlich Zeit. Somit habe ich von den 30 Winzern auf meinem Zettel vielleicht nur 10 oder 12 geschafft. Eine offizielle Entschuldigung, eine herzliche Umarmung und einen inneren Blumenstrauß voller Lob und Anerkennung geht in diesem Jahr an folgende Winzer, die ich leider emotionsbedingt im Zeitmangel nicht besuchen konnte: Marc Weinreich, Achim von Oetinger, Frederik Janus, Christian Braunewell, Christian Nett, Jens Bettenheimer, Nico Espenschied, Chris Dautel, Lisa Bunn, Kai Schätzel, Michel Städter, Kilian Franzen, Christopher Loewen, Stefan Steinmetz, Johannes Jülg, Matthias Meierer, Juppi Ritsch, Heiner Maleton, Benedikt Baltes, Gerhard Wohlmuth, Christina Speicher, Gernot Kollmann und Matthias Knebel. Ihr seid die Besten.

Emotionen.

Kommen wir zu den Emotionen. Einige von diesen würde ich gerne ein paar Zeilen widmen. Es war mir wichtig sie persönlich loszuwerden und hier nun für die Ewigkeit im Archiv festzuhalten.

Peter Jakob Kühn

Danke Peter für das offenste und ehrlichste Gespräch meiner ProWein 2016. Dein 13er St. Nikolaus GG berührte nicht nur mein Wein-Innerstes einige Male im vergangenen Jahr. Er war zu Recht unser Weißwein des Jahres 2015. Danke Peter für solche Weine!

Marco “WinePunk” “Zanzo” Zanetti

Danke an Marco für mit Abstand größte Kirmes an allen Ständen die ich erlebt habe. Dazu authentische, laute, leise, schöne, schräge und schön schräge Weine. Mit dir ist überall Fidschi!

Christoph Raffelt

Dem Mann kann man einfach nicht genug für seinen sensationellen Artikel über “Was ist im Wein / was ist Bio” in der aktuellen Ausgabe von “Schluck” danken. Dieses dann auch persönlich auf der ProWein zu tun, gehört sich einfach.

Pino Sassano

Pino überzeugte mich im letzten Jahr weniger mit Wein, als mit seiner unglaublichen menschlichen Leistung, dem Willen nie aufzugeben und trotz herber Rückschläge alles erreichen zu können. Es war mir eine Ehre dir das persönlich sagen zu können!

Hendrik Thoma

Wir hatten Höhen und Tiefen im letzten Jahr. Doch die Weine, die Menschen hinter den Weinen und die Idee hinter deinem Sortiment haben mich tief und nachhaltig beeindruckt. Dein Stand war einer meiner Highlights, wo ich nahezu alle Weine begeistert probiert habe. Der „Soldaat“ von Eben Sadie war für mich einer meiner Top 3 Rotweine der Messe. Großen Respekt mein lieber Hendrik.

Vinaturel

Für mich persönlich (und für meine Begleiter unausweichlich) mein höchstfrequentierter Stand der 2016er ProWein. In Persona durfte meine Emotion um die dargebotenen Wein primär Dominik Huber von “Terroir al Limit” entgegennehmen. Neben den Champagnern von Charles Dufour und dem Meursault Villages “Les Forges” von Nicolas Potel gab es noch etliche vinophile und emotionale Highlights an diesem Stand. Ein sensationelles Sortiment!

Dominique Leandre-Chevalier

Der Mann, das Brain und die Hände hinter DLC – Chateau Le Queyroux aus dem Bordeaux. Auch wenn ich kein Wort des “Pferde-Mannes” verstanden habe (er spricht nur Französisch, ich nicht), ist er der Winzer, dessen Schaffen am intensivsten durch seine Weine zum Ausdruck kommt. Ein Rebstock Magier der alten Schule, mit authentischen Weinen voller Seele und Wahnsinn. Die Umarmung kam vom Herzen. Und sein 100% Petit Verdot – aus Wurzelechten Reben im Provinage Verfahren mühseligst mit 33.333 Reben pro Hektar gepflanzt – gehört locker zu den 5 besten Weinen die ich jemals getrunken habe. Tiefste Hochachtung!

Ich habe fertig. Nächstes Jahr schreibe ich dann wieder mehr über Wein.

Quelle: Drunkenmonday

ProWein 2016: Spread the love!

Anm.: Es geht auch klassisch: Louise Pommery!