Die Farben von Essaouira

Marokko ist eine Melange fremder Welten die immer schon meine Fantasie anregte.

Essaouira ist eine charmante Hafenstadt – 200 Kilometer entfernt von Marrakesch am Atlantik gelegen. Die marokkanische Stadt verkőrpert das typisch entspannte Lebensgefühl des Landes. 

Die Geschichte des Gebietes um Essaouira reicht bis in die Antike zurück.

Bereits im 7. Jahrhundert betrieben die Phönizier Handel mit der roten Farbe der Purpurschnecken, die auf den vorgelagerten Inseln gezüchtet wurden.

Die Stadt lag auf der Handelsroute. In späteren Jahren folgten Einflüsse des römischen Reiches und von Berberstämmen. 

Das heute Stadtbild hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert, als Sultan Sidi Mohammed Ben Abdallah den Plan fasste, Essaouira zu einem bedeutenden Hafen und Handelszentrum auszubauen.

Da er mit europäischen Großmächten Handel betreiben wollte beauftragte er den französischen Architekten Nicolas Théodore Cornut, einen Schüler Vaubans, mit der Stadtplanung.

Das Ergebnis ist ungewöhnlich für marokkanische Städte.

Eine Stadt, in der man sich nicht verlaufen kann wie zum Beispiel in Marrakesch.

Die Straßen sind breit und bilden ein rasterförmiges Muster.

Essaouira verband Afrika mit Europa und dem Nahen Osten.

Zu den Handelswaren zählten Zucker, Wolle, Leder und Holz.  

Während des französischen Protektorats im 20. Jahrhundert gewannen Hafenstädte wie Casablanca an Bedeutung. Essaouira geriet etwas in Vergessenheit, konnte aber dadurch seinen ganzen Charme bewahren.

Im Jahr 1956, als Marokko seine Unabhängigkeit erlangte, nahm Essaouira seinen heutigen Namen an.

In den 70er Jahren entdeckten Musiker wie Jimi Hendrix oder Cat Stevens Essaouira und machten die Stadt zur Hippiemetropole.

Kunst und Musik sorgten für einen Aufschwung.

Das Ergebnis ist ein entspanntes Lebensgefühl und das Miteinander von Bevölkerung und Besuchern aus aller Welt. Die Medina von Essaouira ládt zum Flanieren ein, die Architektur zeigt eine Mischung aus arabischen und europäischen Einflüssen.

Unzählige Geschäfte warten auf Kunden um den Bedarf des täglichen Lebens an Lebensmitteln, Kleidung und Haushaltswaren zu decken.

Daneben gibt es Geschäfte, in denen Keramik oder Kunsthandwerk dargeboten wird. Auch viel Mode ist zu sehen – traditionelle marokkanische Kleidung, aber auch moderne und phantasievolle, vor allem sehr bunte Kreationen.

Mobile Händler präsentieren ihre Waren auf dem Fußboden oder auf kleinen Wagen.

Die Welt in Essaouira ist eine Showbühne. Überall ist Musik zu hören, gespielt auf traditionellen Instrumenten vor den Cafés und Restaurants. Es lohnt sich, in kleine Gassen hineinzulaufen und durch die Türen zu treten, denn oftmals lassen die Häuser von außen ihr Innenleben nicht erkennen. 

Im Jahr 2001 erklärte die UNESCO die Medina von Essaouira zum Weltkulturerbe.

Im Herbst lohnt es sich immer. Nachts wird es nicht kälter als 20° und tagsüber strahlt die Sonne, bei 25° bis 28°. 

Die Silhouette von Essaouira wird von der beeindruckenden Stadtmauer geprägt, die die Medina umgibt.

Auf der Stadtseite ragen die weißen Häuser über die Stadtmauer – weiße Häuser, an denen zum Teil der Putz abblättert, und oftmals mit charakteristischen blauen Fensterläden.

Zur Atlantikseite säumen Kanonen den Weg. Die Befestigungsanlagen sind einzigartig in Afrika und lassen an die europäische Militärarchitektur im Stile Vaubans denken.

In den Bastionen haben Händler ihre Shops eingerichtet. Hier gibt es viel Keramik, Objekte aus Thuja-Holz und gewebte Stoffe.

Der Hafen von Essaouira ist einer der bedeutendsten Fischereihäfen in ganz Marokko.

Um die Mittagszeit verkaufen die Fischer ihren Fang auf den Kaimauern, auf mehr oder weniger improvisierten Verkaufsständen. Fischer preisen ihre Ware lautstark an und führen Verkaufsverhandlungen mit Kunden. Wer möchte, kann seinen Fisch gleich auf dem Kai grillen lassen. Der frische Fisch wird wortreich angepriesen, die Auswahl vor dem Kunden auf einem Tablett präsentiert, bevor es damit zum Grill geht.

Kaum stehen Tomatensalat und frisches Brot auf dem Tisch, kommt auch schon der gegrillte Fisch hinterher.

 

Durch Zufall stoßen wir in einer schmalen Gasse auf die Galerie Le Real – Kunst auf drei Etagen in einem prachtvollen alten Riad. Einst war hier das italienische Konsulat beheimatet.  In der Bastion an Bab Marrakech, im Südwesten der Medina von Essaouira, ist eine Kunstausstellung zu finden. Erbaut im 19. Jahrhundert, waren hier schon ein Munitionsdepot und Pferdeställe untergebracht. 35 Meter Durchmesser und elf kleine Galerieräume, die kostenfrei besucht werden können. 

Wo Kunst ist, da ist auch Musik nicht weit – genauer: Gnawa-Musik. Die Gnawa sind eine ethnische Minderheit in Marokko und gelten als Nachfahren schwarzer Sklaven aus den Gebieten südlich der Sahara. Ihre Musik ist sehr rhythmusbetont, Musiker fallen zum Teil in Trance. Jedes Jahr im Juni findet ein großes Festival der Gnawa-Musik statt und lockt Besucher aus aller Welt an.  

Essaouira wird auch die Stadt der Winde genannt. Der Wind fegt nicht nur durch die Straßen, sondern auch über den kilometerlangen breiten Sandstrand. Wind und Wellen ziehen Surfer und Wassersportler an. Etliche Surfschulen säumen die Strandpromenade. 

Am Ende der Bucht wartet ´Le Panoramique´ auf uns, ein entspanntes Strandcafé, mit hellem türkisfarbenem Mobiliar. Hier spürt man kaum, dass man in Marokko ist – das Café könnte auch in einer europäischen Metropole zu finden sein. Die Möbel sind zum großen Teil aus Holzpaletten zusammengezimmert.

Die marokkanische Küche ist sehr schmackhaft, mit frischen Produkten und regional geprägt.

Das Resto Khimissa ist klein, aber sehr fein. In dem schlauchförmigen Raum stehen nur drei kleine Tische, wobei die Gäste nur auf einer Seite sitzen können; auf der anderen Seite flitzt der Service vorbei. Es gibt nur Zweiertische. Ich entscheide mich für ein Tajine mit Sardinenbällchen – absolut köstlich, mit feiner Würzung. Sardinen waren früher ein Arme-Leute-Essen. Heute sind sie deutlich im Preis gestiegen.

Da die große Terrasse vollkommen belegt ist, suchen wir uns einen Platz im Innenraum, an einem Durchgang nach draußen – der perfekte Platz, um das Leben auf der Straße zu beobachten. Der Gastraum ist eher dunkel gehalten, die Tische sind auch hier eng gestellt. Einige Touristen probieren sich hier durch die marokkanische Küche, darunter auch allein reisende Frauen. Auch dieses Restaurant bietet klassische marokkanische Küche und es wird kein Alkohol ausgeschenkt. Da wir am Meer sind, entscheide ich mich für ein Tajine au poisson, also mit Fisch. Als Gruß aus der Küche werden Linsen gereicht. Köstlich. 

Essaouira hat sich überhaupt nicht verändert und ist doch über die Jahre ganz anders geworden. . 

Zugleich sind viele neue Orte entstanden, die einen Besuch in Essaouira zu etwas ganz Besonderem machen. Und ist das Palazzo aufgefallen – ein Rooftop mit einem phantastischen Blick über den Atlantik. Die Speisen waren nicht nur sehr lecker, sondern auch sehr ansprechend angerichtet. Probiert habe ich Hummus mit Rote Beete – ein leichter Sommersnack.  

Ein kleines Paradies in der Stadt!

Die mit Abstand charmanteste Art einer Unterkunft, die man in Marokko finden kann, ist ein Riad, ein traditionelles Haus, das rund um einen Innenhof oder einen Garten erbaut wurde.

Das Riad Dar Ganne by Carole, direkt vor den Stadtmauern gelegen, gegenüber des früheren Cinéma Rif und nur wenige Schritte von Bab Doukkala entfernt, einem der Zugänge zur Medina. Erst Ende 2023 wurde das Haus eröffnet. Vorher war es während 20 Jahren ein Airbnb, in dem viele Motorradfahrer Unterkunft suchten. Die Zimmer wurden ohne Frühstück angeboten, bis die Besitzerin das Haus aus Altersgründen aufgab und nach Frankreich zurückkehrte. 

Die heutigen Besitzer Eric und Carole, die vorher in der Region Champagne-Ardenne wohnten, kauften das Haus und machten es einem einjährigen Umbau zu dem heutigen Riad. Eric ist Halbmarokkaner; die Wurzeln der Familie liegen in Fez. Sieben Doppelzimmer stehen den Gästen auf zwei Etagen zur Verfügung. Zur Begrüßung gibt es allerdings zunächst im Innenhof einen leckeren marokkanischen Minztee. Während wir die Meldescheine ausfüllen, gibt uns Eric gleich eine ganze Reihe von Tipps, wo man gut essen kann.

Die Zimmer sind sehr stilvoll eingerichtet und bieten genau das perfekte Marokko-Feeling.. 

Auf dem Dach des Riad lädt die Terrasse ein, Zeit zu vertrödeln oder den Sonnenuntergang zu genießen. 

Das Frühstück hat mich absolut begeistert. Drei Gänge werden den Gästen zu Kaffee oder Tee serviert. Zunächst ein frisch geschnibbelter Obstsalat und Joghurt mit Mandeln, Rosinen, Sesam und einem Hauch Honig. Dann folgen marokkanische Pfannkuchen, wahlweise mit Amlou, einer marokkanischen Mandelpaste, oder Konfitüre, und zum Abschluss noch ein Omelette, das europäisch oder marokkanisch, d.h. mit Kümmel und Olivenöl, zubereitet wird. 

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